5 Kilo Watte in die Tonne treten, Königsklasse der Anhängerfahrer


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Geschrieben von Obi am 18. Februar 2022 13:31:12:

Als Antwort auf: Sieht aus wie eine Fotomontage geschrieben von Werner am 17. Februar 2022 18:48:51:

Moin Werner,
der Beitragstitel ist natürlich bewusst reisserisch gewählt.

Gemeint ist der Inhalt dieses Teils der StVZO (heisst meines Wissens inzwischen FZV - Fahrzeugzulassungsverordnung):

http://www.verkehrsportal.de/stvzo/stvzo_35.php

Die Quelle, in der steht, dass das seit 2003 gilt, finde ich leider nicht mehr.

Mit 5kW einer metrischen Tonne (1000kg) in den Hintern treten ist jetzt eher wenig prickelnd. Ich erinnere mich an eine Fahrt im Frühling 2019, die per Sondergenehmigung von Telfs bis Bremerhaven führte, und deren ersten Abschnitt mit einer der 2 eingesetzten Fahrzeugkombinationen ich bestritt. Alles in allem galt es, einen 5-achsigen Auflieger und die darauf verladene Raupe zu befördern. 57t laut Achslastanzeiger, 370kW, die mittels nur einer angetriebenen Achse auf den Boden zu bringen waren.
Es galt, den Diesel in den 8 grob 2l großen Hubräumen an- und möglichst vollständig verbrennen zu lassen; in Sachen Traktion und Kupplungsverschleiss galt es dagegen, lieber nichts anbrennen zu lassen.
Mir fiel bei der Abfahrt in Telfs bereits auf, dass die Getriebesteuerung von sich aus als Anfahrgang "CL" - den kleinen Kriechgang - wählte. Da war also schon etwas geboten.

Der Irschenberg wollte mit Bedacht genommen werden. Man kommt vom Inntaldreieck her schon auf die "80"km/h (80 zzgl. des kleinen Mehrwertsteuersatzes in der Ebene auch problemlos), doch wenn man dann wirklich den 3km vor der Anschlusstelle Irschenberg beginnenden Anstieg auf den gleichnamigen Berg hinauffährt, macht sich dann schon bemerkbar, dass man die installierte Motorleistung auch benötigt. Im 7. Gang (von 12 regulären +2 Kriechgängen) stabilisierte sich die Fahrgeschwindigkeit auf 29km/h.
Die Drehzahl beträgt in diesem Betriebszustand ungefähr 1700/min - sprich: bei einer Nenndrehzahl von 1900/min ist da tatsächlich nicht mehr mehr drin.

Rückwärts fahren an sich stellt schon so manchen Verkehrsteilnehmer bereits vor kaum lösbare Herausforderungen. Das dann auch noch mit Anhänger wird nicht leichter. Die nächste Steigerung ist dann der Drehdeichselanhänger.
Meine ersten Wochen beim aktuellen Arbeitgeber sahen so aus, dass der deutlich dienstältere Kollege quasi Fahrlehrer spielte. Im Vorstellungsgespräch beim Chef sagte ich, dass ich theoretisch weiss, wie herum ich am Lenkrad drehen muss, um das Heck des Anhängers in die gewünschte Richtung zu bewegen. In Sachen praktische Erfahrung konnte ich dann nur auf insgesamt grob 10 über 13 Jahre verteilte samt und sonders schadlose Rückwärtsrangiermanöver verweisen. "Ob ich genug kann, um bei Ihnen erflgreich eingesetzt zu werden, müssen wir herausfinden. Ich nehme die Herausforderung an" waren meine Worte.
Meine Einparkmanöver am Feierabend dauern noch ungefähr doppelt bis dreimal so lang wie bei den Alteingesessnen. Auf meiner Habenseite steht: seit der 5. Woche Alleineinsatz ohne krummgebogene Zuggabel.


In Bezug auf das Thema rangieren stelle ich fest, dass man mit 2 Gelenken schon viel Übung braucht, um den Anhänger nicht total schief auf den Hof zu stellen. Die ersten Wochen galt es, einfach rückwärts dort zu landen, wo ich wollte. Inzwischen kommt die Steigerung: so rechtwinklig zum Zaun, wie möglich, selbstverständlich kerzengerade mit am Schluss gerade eingeschlagenen Rädern und das bitte mit so viel Abstand zum Nebenmann, dass jeder seine Türe schadlos aufbekommt, aber nicht unnötig Platz verschwendet wird.

Es soll ja solch ein Genie von einer jungen Landwirtin in der Nähe der ehemaligen Kreisstadt Nördlingen geben, die 2 Drehdeichselanhänger kerzengerade rückwärts in die Scheune rangieren kann.
Bis jetzt kenne ich die Dame nicht, sondern nur die mit Begeisterung vorgetragene Geschichte. Der Vorträger ist übrigens nach Beschreibung eines Kunden seines damaligen Arbeitgebers der "langhaarige Bombenleger", der mit dem Sattelzug (wir reden von einem Betonmisch-Auflieger) besser rückwärts in die Einfahrt trifft, als seine Kollegen mit dem Solo-Dreiachser.

Um den Bogen zurück zum Roadtrain zu schlagen: spätestens mit 3 Gelenken im Zug ist wohl jeder gewöhnliche Kraftfahrer am Endes seines Lateins.

Wenn man da anfangen miss, den Zug auseinderzukuppeln, um ihn dann stückweise über die kritische Stelle zu bekommen, wo man ihn nachher wieder zusammenkuppeln muss, rentiert sich wahrscheinlich das Warten auf die "Vorspannlok".

Wenn man mit Einsatz von Gehirnschmalz und Zeit teure und noch viel mehr Zeit fressende Schäden vermeiden kann, hat man normalerweise schon das Beste aus der Situation gemacht.

Gruß,
Obi

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