Re: Die arme Leber
Geschrieben von Uli S. am 01. April 2022 19:06:32:
Als Antwort auf: Die arme Leber geschrieben von Werner am 01. April 2022 17:30:41:
Hallo Werner,
Anekdote:
am Tag meiner Einberufung fuhr damals ein Sonderzug durch halb Deutschland und hat die neuen Rekruten eingesammelt und verteilt. Auf dem Bahnhof hat mir ein Friedensbewegter ein Flugblatt in die Hand gedrückt mit Infos zum Verweigern. Vorne drauf war das untenstehende Bild.
Ich hab das dann ausgeschnitten und in das Klarsichtfach meines Geldbeutels getan, so daß ich es beim Bezahlen immer sehen konnte (und andere auch).
Nach 6 Wochen oder so war dann Feierliches Gelöbnis. Familie einladen und viel Brimborium usw. Einen Wehrpflichtigen können sie nicht zwingen, das abzulegen (ein Zeit- oder Berufssoldat dagegen muß das sogar schwören). Ist wie ein Beamteneid mit dem Zusatz "und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen". Das wollte ich nicht geloben und hab das verweigert. Mußte beim Chef antreten zu einem Gespräch, warum und wieso. Begründung: das mit der Abschreckung leuchtet mir ein, deshalb mach ich 15 Monate mit. Aber versprechen, das hatten wir schonmal, wo die Soldaten automatisch rückwirkend auf den Führer vereidigt wurden. Außerdem bin ich erst 19 und werde hier notgedrungen in Windeseile erwachsen, meine Ansichten ändern sich täglich. Dann würde ich das vielleicht bald bereuen, wenn ich das verspreche.
War ok, ich durfte dann während der Veranstaltung den Verkehr regeln und Parkplätze zuweisen. Und wurde nie befördert. Und nie zu ner Reserveübung eingezogen.
10 Jahre nach der Entlassung hab ich dann nachträglich aus Prinzip verweigert, da ging das auch viel einfacher, Brief hat gereicht.
Das Bild hab ich neulich im aktuellen Geldbeutel wieder gefunden, das hab ich immer mit "umgezogen".
Gruß Uli (Schütze der Reserve und anerkannter Kriegsdienstverweigerer)
- Respekt Uli ! Werner 01.04.2022 21:39
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