Soll ja auch nur für kleine Mengen sein
Geschrieben von Werner am 22. Juni 2024 12:54:45:
Als Antwort auf: man kann ja viel machen geschrieben von waldi am 22. Juni 2024 10:04:40:
Moin Waldi,
Recht haste, da wird wieder augenfällig, dass zurzeit Erdöl immer noch und auch zu unseren Lebenszeiten die billigste Lösung ist. Durch Erdöl sind wir zu einem Luxus gekommen, der uns heute erlaubt, über umweltverträgliche Alternativen nachzudenken und in diese Geld zu investieren - sehr viel Geld sogar.
Hatte ich hier schon mal zum Besten gegeben, dass ich selbst Alkohol destilliert habe. Ich hatte 6 Flaschen ALDI-Wein geschenkt bekommen, eine davon angebrochen. Probiert und sofort entschieden: dieser Wein wird nicht getrunken!
Eine Laborkolonne, gefüllt mit Raschigringen, habe ich mit schnödem elektrischen Strom aus der Steckdose betrieben und so lange destilliert, wie ich meinte, mich dem azeotropen Punkt ausreichend genähert zu haben. Messen konnte ich nichts, außer der Dichte, was aber in dem Bereich viel genauer hätte sein müssen, um wirklich zu wissen, ob es nun 90% sind oder 92% oder halt der Treffer auf 94%. Ich gehe mal davon aus, dass es weniger, als 90% waren, irgendwas um die 85%.
Mein weißer Dai mußte für den Versuch herhalten. Er hat sich nicht gefreut, aber die Motor lief damit. Vorher habe ich den Tank mit E85 leer gefahren, bis die Benzinpumpe geblubbert hat. Dann habe ich den selbst erzeugten Saft eingefüllt, wohl wissend, dass eine Schweinerei auf mich zukommt, wenn es nicht funktioniert. Aus den 6 Flaschen kam gerade mal ein knapper halber Liter Destillat zusammen.
Die Benzinpumpe schwieg, der Motor sprang an - wohl mit dem Rest Sprit in Leitung und System. Losgefahren mit etwas mehr Drehzahl als normal, dann immer die Drehzahl mit meinem selbstgebauten Leerlaufsteller hoch gehalten und irgendwann kamen die Aussetzer. Gasannahme bescheiden, Leistung reichte, um im ersten zu fahren. Vollgas war NOGO, der Dai hatte noch einen Kabelzudraht für die Drosselklappe. Um den Block rumzufahren habe ich mich nicht getraut, sonden bin ein bißchen hin und her. Nach ein paar Minuten des Probierens habe ich dann frisches E85 aus dem Kanister nachgefüllt, den Motor aber nicht ausgemacht. Er hat sich auch bald wieder beruhigt.
Christian aus Bonn, der Chemiker, schrieb mal was von Wasser im E85, was sich zusammen mit Alkohol abscheidet und eine sog. wasserreiche Phase bildet. Hätte ich das vorher gewußt, hätte ich den Versuch nicht gemacht, denn wenn richtig Wasser kommt, ist Ende. Aber der Dai ist nach ein paar Kilometern wieder normal gelaufen.
Man müßte das Zeug irgendwie trocknen können, aber die hygroskopischen Mittel dafür sind teuer und müssen auch wieder regeneriert werden. Wenn man das mit der Wärme der Sonne alles hinkriegen könnte, dann wär das für mich ein schönes Spielzeug:
vergärtes Obst in die Kiste, Sonne macht daraus Destillat, Trocknungsmittel wird auch per Sonne regeneriert und nach zwei Wochen hat man wieder ein paar Liter, um zu fliegen. Also ich fänd das geil !
Gruß
Werner