Ich zunächst auch nicht


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Geschrieben von Werner am 31. Januar 2025 11:42:28:

Als Antwort auf: Ich verstehe es nicht. geschrieben von waldi am 30. Januar 2025 22:29:01:

Moin Waldi,

ohne die Branche schlecht machen zu wollen, aber gerade im ultraleichten Bereich wird auch viel gemacht, was . . . .. ich sags lieber nicht. Die vielen Prüfungen, die Produkte aus der "richtigen" Luftfahrt durchlaufen müssen, entfallen beim Ultraleichten. Es gibt auch Prüfungen, es wird nicht einfach alles durchgelassen, aber es läuft etwas anders. Nachdem es in der Ära der Einfachstflugzeuge und Gleiter zu Unfällen kam, hat der der Gesetzgeber irgendwann die Rettungssysteme vorgeschrieben. Kuriosität am Rande, die Flugzeuge durften nur 150 Meter hoch fliegen. Man nahm an, dass sie dort den Luftverkehr nicht weiter stören und zu der Zeit kamen die meisten auch über ein paar Hüpfer nicht hinaus.

Rettungsfallschirme öffnen sich nicht zuverlässig bei diesen niedrigen Höhen und von der Unerfahrenheit der zu Rettenden wollen wir gar nicht anfangen. Bis man die Entscheidung gefällt hat "Ich muß hier raus" ist eh schon alles zuende.

Die Lastenfallschirme der Amis, die aus niedrigster Höhe ihre Carepakete oder sonstige Sachen abwerfen, waren für genau 1000 pounds gebaut und für eine Abwurfgeschwindigkeit, die noch ein Stücken über den damals üblichen Geschwindigkeiten der ULs lag. Die Militärtransporter müssen in der Lage sein, voll beladen, diese niedrige Geschwindigkeit zu erreichen, um Springer anzusetzen und eben auch diese Lastenfallschirme. Den genauen Wert weiß ich im Moment nicht, ich glaube, es sind etwa 210 km/h.

Und so kam es, dass die ULs sicherer wurden, als die "normalen" Flugzeuge. Diese wiederum führte dazu, dass man z.B. einen Motorausfall als Störung hinnimmt, aber nicht als Absturzursache.

So, lange Vorschreibe, in diesem Schatten haben eine Menge Leute, die meist selbst geflogen sind, alles mögliche entwickelt. Kumpels haben das gesehen und wollten das auch haben und so wurde produziert. Die für die Genehmigung zuständigen waren meist auch mehr in der Luft anzutreffen, als im Büro.

Der Motor, den ich in mein Herz geschlossen habe und bedoktore, war nicht für ein aerodynamisch so hochwertiges Flugzeug bestimmt. Er sollte Trikes in die Luft bringen. also Motordrachen mit drei Rädern, war aber schon sehr bald zu schwach dafür. Einsitzige Trikes sind total selten, die Leute wollen jemanden mitnehmen. Die Fluggeräte haben nur sehr bescheidene Flugleistungen, was bedeutet, dass der Motor immer kräftig schieben muß. Da spielt ein sauberes Teillastverhalten eine untergeordnete Rolle. Der Leerlauf darf auch ruhig richtig hoch eingestellt sein, denn so ein Motordrachen plumpst ohne Antrieb doch sehr herzhaft runter. Er läßt sich zwar notlanden, aber das muß man dann auch schon können.

Das perfekte Produkt zu entwickeln kostet Zeit und Geld. Wenn eine kleine Firma dies nicht hat, muß sie vorher schon ihre Produkte verkaufen, sonst kann sie nicht weiter machen.

In früheren Zeiten haben Autokäufer einfach hingenomen, dass das Auto nicht lange hält, ab 50.000 km hat man beim Engländer sich schon gewundert, wenn er kaum Öl gebraucht hat. Gekauft wurde dennoch.

Ja, und wenn Du nun meinst, dass der Werner dort möglicherweise ernsthafter vorgeht, dann hast Du durchaus Recht. Ich versuche es, mir zu leisten.

Marktfähig bin ich damit nicht. Es ist ähnlich, wie beim Pölen. Nicht jeder will das, also machen es die großen Hersteller nicht. Es gibt wenige kleinere Firmen, die daran verdienen können, die aber auch nicht reich davon werden. Und dann gibt es viele Pöler, die ihre Erfahrungen machen und sich eine enorme Kompetenz auf dem Gebiet erarbeitet haben.

Deshalb fühle ich mich in dieser Gemeinschaft auch so wohl.

Persänlich haben mir als Kind Motoren häufig Angst gemacht. Laut und gefährlich waren die Arbeitsmachinen in Vaters Betrieb. Ich sollte als Kind den Rasen mähen und Vater zeigte mir, wie man den Mäher bedient. Reversierstarter und rumms, und dann den Gashebel ganz öffnen und los gehts. Der gute alte ILO-Motor stank und qualmte und lärmte und ich entdeckte die Regelung für mich, ließ ihn ganz langsam laufen, als Vater nicht mehr dabei war, drehte an den Verstellschrauben, bis er nur noch brav tuckerte. Da war die Angst weg und ich fing an, das System Motor zu studieren. Der Drehzahlbegrenzer war ausgehakt, es war eine Windfahne, die vom Gebläse bewegt wurde und eine leichtgängige Klappe schloß. Das habe ich natürlich sofort alles wieder in Betrieb gesetzt und die Drehzahl, die vom Hersteller aus vorgesehen war, ermittelt. Beim Schieben ins tiefe Gras fing der Motor an, sich zu wehren, weil der Regler öffnete. DAAASSS war was für den kleinen Jungen und Legobauer und späteren Verfahrensingenieur.

Nicht lange, da kam Vater eilig und gestreßt und meinte, "Du mußt Gas geben, der muß Drehzahl haben !" Er griff zum Vergaser und der Motor dreht trotzdem nicht höher. Gemäht hat der mit der niedrigen Drehzahl einwandfrei. Vater blickte nicht durch, ich traute mich nicht zu sagen, dass ich etwas "repariert" habe und er entfernte sich wieder.

Kurz: von jeher bin ich begeistert von Langsamläufern und sauberer Teillastregelung. Ein Spleen, vielleicht nicht mehr. Aber für die SD-1 bedeutet eine saubere Regelung eine ganze Menge, weil sie von sich aus schon einen guten Gleitwinkel hat und sich besser landen läßt, wenn der Motor wirklich langsam läuft. Das ist mein Ziel, völlig zweckfrei, aber lustbefriedigend.

Im Job habe ich es nach vielen Wochen des Überlegens und Probierens geschafft, zwei 10MW-Brenner, die für 60 - 100 % Regelbereich ausgelegt waren, runter bis auf 1,2 MW zu kriegen, wobei die auch in dieser Einstellung zuverlässig gezündet werden konnten. Das hat den Betrieb der Anlage wesentlich verbessert und mir ein paar Achtungspunkte eingebracht. Die Öfen mußte dazu umgebaut werden, der Projektleiter des RWE ließ mich machen, er hatte die Hand auf den Kosten, hat aber den Umbau nie bereut. Die Mannschaft konnte später gar nicht glauben, das nachts nur ein Mann das System ohne Aussetzer fahren konnte. Voher mußte ein zweiter Mann dabei sein, der sofort flitzte, wenn es wieder einen Flammenabriß gab. Der zweite Mann saß sozusagen ständig bereit auf seinem Fahrrad.

Ja, und dann hieß es natürlich auch, das sei doch ein renommierter Hersteller gewesen und wenn nur die Werkseinstellungen richtig gemacht worden wären, hätte das doch alles funktionieren müssen - aber es funktinierte eben nicht !!

Als der Hersteller später mal gucken kam und ähnliches äußerte, hat der Projektleiter ihn vom Hof gejagt. In der Verhandlung später gab es dann einen Preisnachlaß, nachdem der Hersteller etwas kleinlaut sagte, er habe gar nicht gewußt, dass im Betrieb auch Teilllast gefahren werden sollte.

Tätääää . . . . .

Fazit: es ist nicht alles doll, was teuer ist und doll aussieht.

Gruß

Werner

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