Batteriespeicher und Moral


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Geschrieben von Heinz am 18. Februar 2025 09:56:22:

Als Antwort auf: Sorry, das ist Bullshit... geschrieben von Joachim S am 17. Februar 2025 20:59:26:

Hi Jo und Mitleser,
einen Versuch mach ich noch.
Laden schreibt: Deutschland muss liefern. Dein Vorwurf, er würde begründen, nichts tun zu müssen läuft ins Leere. Und du sagst, es müssen die am Meisten tun, die pro Kopf besonders viel emittieren. Ich denke, darüber herrscht Einigkeit in dieser Diskussionsrunde.
Nur, die Frage ist WAS sollen wir tun?
In alter Kolonialistenmanier die Ressourcen anderer Länder ausbeuten und zu uns ins Land holen, damit wir als gute Nationalisten auf unseren Ländereien unsere Ziele erreichen? Uns dabei noch gegenseitig auf die Schultern klopfen, welch gute Menschen wir seien, weil wenigsten WIR würden ja das Richtige tun?

Oder: Für die Weltbevölkerung als ganzes denken und handeln. Uns darauf besinnen, was wir am besten können und wie wir unsere Möglichkeiten und Fähigkeiten in den Dienst aller stellen?

Ich bin für zweiteres und will mich nicht unnötig wiederholen, dass die Aufgabe in Deutschland in meinen Augen die Entwicklung neuer Technologien bis hin zur Serienreife sein muss, so dass diese Technologien dort eingesetzt werden können, wo sie am effizientesten sind. Wir sind mit PV vorangegangen, wir arbeiten an Kernfusion und es gibt viel zu tun.

Das hat nichts damit zu tun, dass wir es uns damit bequem machen und dass das moralisch verwerflich wäre. Und klar ist auch: Man kann das eine tun ohne das andere zu lassen, auch PV-Module an Norddächer in Deutschland schrauben.

Wenn wir uns aber damit wichtig und überlegen fühlen, ZUERST die Batteriespeicher flächendeckend nach Deutschland zu holen bevor wir uns dran machen, ernsthaft an neuen Technologien zu arbeiten und diese so zur Serienreife bringen, dass AUCH ANDERE LÄNDER (und gerade andere Länder, die bessere Voraussetzungen für erneuerbare Energien mitbringen) es sich in naher Zukunft leisten können, diese zu verwenden - dann läuft uns die Zeit Weg (zumindest innerhalb des Szenarios: CO2 = Weltuntergang, von dem wir hier ausgegangen sind)

Ein Anekdote dazu.
Ich hatte mal die Diskussion mit einem emeritierten Professor für Ökologie, den ich sehr schätze und der ein unglaubliches Wissen hat und dieses auch sehr gut vermitteln konnte. Als er seine aktive Zeit an der Uni beendet hatte und wir uns wieder trafen, war er ganz stolz darauf war, nun endlich seine eigenen Kartoffeln anzubauen und überhaupt die meiste Zeit damit zu verbringen, für seine eigene Ernährung von seiner eigenen Scholle zu sorgen. Das wäre die Erfüllung seines Lebenswerks sozusagen. Ich habe im entgegnet, er sei damit sehr egoistisch, denn wem außer ihm selbst nütze das. Er ist doch Professor gewesen und ein sehr gebildeter und auch inspirierender Zeitgenosse. Würde er der Menschheit nicht mehr dienen, auch im Ruhestand sein Wissen und seine Erfahrung an andere Menschen weiterzugeben, um diese ein Stück Richtung ökologischen Landbau zu bringen. Wir haben das ausführlich diskutiert und natürlich ist er nicht nur in seinem Gemüsegartensieht, sonst hätte ich ihn auch nicht getroffen.
Selbstverständlich respektiere ich die Entscheidung jedes Menschen in derlei Fragen, soooo einfach ist es aber nicht, darüber zu urteilen, was den nun das Bessere ist. Bullshit ist weder das eine noch das andere, nach meiner Ansicht.

Und noch was technisches.
Mein Batteriespeicher, der jetzt elf Jahre gelaufen ist, ist nun Schrott. Ich habe damals rund 18.000 Euro dafür bezahlt. Gerechnet hat er sich (wenn überhaupt) nur, weil durch die Gesetzgebung eine große Differenz zwischen Stromzukauf und Stromverkauf bestand. Das hat mit "Netzdienlichkeit" nichts zu tun, sondern auch bei mir mit Egoismus, das gebe ich gerne zu. Hätte ich meinen Strom einfach zum schlechten Preis eingespeist (statt gespeichert), wäre der Anteil an BHKW und PV-Strom im Stromnetz einfach um diesen Beitrag höher gewesen, der Strommix also etwas CO2-ärmer für alle Menschen die an diesem Netz hängen. Der CO2-Rucksack des Speichersystem wäre Null, da nie gebaut.
Es fühlt sich für mich nicht verkehrt an, den Speicher gekauft, betrieben und optimiert zu haben. Ich werde das Setup auch modernisieren. Ich habe viel gelernt dabei aber auch viel nachgedacht, manches davon diskutieren wir hier gerade.

Jedoch: Wenn ich mit diesem Geld Bäume gepflanzt hätte (oder z.B. ein entsprechendes Projekt im Amazonas unterstützt) wäre die CO2 -Einsparung wahrscheinlich ein Vielfaches höher gewesen. Um so etwas zu bilanzieren, muss man sich natürlich erstmal wieder auf den Betrachtungsrahmen einigen. Aber klar, diese CO2-Einsparung von den Bäumen im Amazonas würde ich mir moralisch dann schon zuordnen wollen. Dann hätte ich hier am nichts zu erzählen?!

Grüße
Heinz



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