Voll ins schwarze getroffen !
Geschrieben von Werner am 04. April 2025 16:49:40:
Als Antwort auf: Ein flexibler Zug geschrieben von waldi am 03. April 2025 23:01:53:
Moin,
die Federn der Vergaser sind brutal straff. Wenn man den Vergaser aus der Packung nimmt und von Hand diese Blechseilrolle betätigen will, dann tut es weh, weil man keinen Griff dran kriegt, der nicht die Kanten des Bleches so richtig ins Fleisch drückt.
Die Federn der Walbro-Vergaser waren/sind viel schwächer, aber da ist der Abstand von der Bowdenzug-Einführung zur Kurvenscheibe, nur ganz klein gewesen.
Der Seilzug wurde so gut geführt, dass es kein Spiel gab und die Klappe absolut gleichmäßig öffnete. Ich habe Videos gemacht, wo die beiden Vergaser wie EINE Einheit gleichzeitig öffnen. Deshalb ist es mir ja auch u.a. so schwer gefallen, diese Dinger zu entfernen. Ich glaubte, dass ich mit meiner neuen Anlenkung die bereits bekannten Probleme gelöst hätte.
Aber noch mal zu den Federn der neuen Vergaser. Die ziehen so kräftig, dass der Rollerfahrer den Gasgriff schon gut festhalten muß, wenn er fährt. Mit Handschuhen um Gummigasgriff ist das kein Problem und fällt gar nicht auf. Läßt der Fahrer los, ist die Leistung sofort und zuverlässig weg, auch wenn der Bowdenzug vielleicht schon in die Jahre gekommen sein sollte. Das war nicht immer so, ich erinnere mich noch an die Diskussionen bei den Fahrzeugen in den 80er und 90er Jahren. Ich war sogar mal höchstpersonlich dabei, als eine Rollerfahrerin über einen Feldweg gefahren ist und bei dem Gehuppel den Kontakt zum Gasgriff verloren hat. Der Roller wurde schneller, die Fahrerin, sowie ihr Gerät waren noch neu und schwupps, hing die Maschine in einem Jägerzaun eines angrenzenden Grundstückes.
Ja, warum habe ich die Federn geschwächt ? Ich habe das Problem gesehen, dass der Gashebel des Flugzeuges wieder zurück gezogen wird. Man hat beim Fliegen nicht immer die Hand am Gas. Der Hebel wird zum Start mit der linken vorgeschoben und festgehalten, falls man einen Startabbruch machen muß. Wenn das Flugzeug in der Luft ist und auf Sicherheitshöhe, übernimmt die linke Hand den Knüppel und die rechte fährt die Klappen ein und evtl. das Fahrwerk (bei meiner nicht). Sehr doof, wenn in der Situation das Gas wieder zurück geht. Das gibt eine extra Portion Adrenalin.
Dann wechselt bald drauf wieder die Hand am Knüppel und man zieht wieder mit der linken das Gas auf ca. 4/5, damit der Motor nicht so arg belastet wird. Dazu kommt dann die Trimmung, die auch mit der linken bedient und so eingestellt wird, dass man den weiteren Steigflug auf Reisehöhe nicht ständig aussteuern muß.
Man ist häufig im Wechsel mit der Steuerhand. Die meisten Leute fliegen mit rechts, auch die Linkshänder (so, wie ich) und wenn man was einstellen muß, z.B. Funkkanal oder so, wird gewechselt. Airbus-Piloten werden nicht gefragt, die müssen ihren Sidestick mit links (beim Captain) und mit rechts (beim Co) bedienen, was den meisten Piloten nicht gefällt. Ich kann das gut verstehen.
Der Gashebel hat eine Reibungsbremse, die man justieren kann. Das gibt es bei jedem Flugzeug. Aber bei sehr hohen Kräften wird das etwas blöde, da schiebt man Kraft gegen Kraft und die Dosierung wird unsauber. Zudem habe ich keinen Schiebegriff, sondern einen Hebel der sich um eine Achse dreht, an der die Reibunsbremse dran ist. Gelegentlich dreht sich das Ding mit und zieht fester oder lockert sich.
Langer Schreibe kurzer Sinn, ich möchte einen Federzug, der zuverlässig die Vergaser schließt, wenn ich den Gashebel gegen zurück ziehe. Aber ich ich möchte nicht, dass die ganze Verbindung ein Kraftakt wird.
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Das ganze Thema Gaszug wird immer wieder diskutiert. Die Amis sind der Meinung, wenn der Zug reißt, ist eben Ende und man muß landen. Ich schließe mich der Meinung an. In Europa ist man eher der Auffassung, dass die Feder den Vergaser ganz öffnen soll, wenn der Zug reißt oder von der Rolle springt. Denn dann kan man weiter fliegen, allerdings mit Vollgas.
Wer schon mal versucht hat, mit Vollgas irgendwo zu landen und den Zeitpunkt genau abzupassen, wo er die Zündung abstellen muß, der weiß, dass sowas ken Spass ist. Außerdem ist es meist besser, wenn man nach dem Adrenalinstoß "ein Problem" innerhalb der nächsten Minuten gelandet ist, egal wo. Wer aufmerksam fliegt, fliegt immer über landbarem Gelände und wenn was ist, muß man halt runter. Wenn aber der Motor losbrüllt und man erst noch Karte guckt, wo der nächste Flugplatz ist oder überlegt, wie weit es noch bis zum Zielflughafen ist und dann darauf los stocht, dann beginnt eine Streßphase, die das Gemüt auslaugt. In Speyer hat sich mal ein Pilot angemeldet, dem das passiert ist. Der war schon enige Zeit unterwegs und es war ihm absolut unwohl mit der Overspeed. Dann auch noch runter und es wird noch schneller. Speyer Luftaufsicht hat ihm die Platzrunde erlassen, die hätte er auch kaum einteilen können, bei dem Zahn, den er drauf hatte. Dann ist er auf die Bahn zum Probeanflug, hat den Motor abgestellt, der sich natürlich weiter dreht und sehr bald festgestellt, dass die 1200 Meter Bahn nicht ausreichen, um die Geschwindigkeit abzubauen. Dann hat er die Zündung wieder eingeschaltet und eine Runde gedreht. Beim nächsten Mal hat er die Zündung schon früher abgestellt, kam aber immer noch nicht hin. Ihr mußt Euch vorstellen, dass diese Entscheidung nicht über dem Flugplatz passiert, sondern schon weit vorher, das kinetische Element der noch vorhanden Energie ist schwierig einzuschätzen.
Dann ist er eine bange Zeit die Landebahn entlang geflogen und hat mich sich gerungen, ob er nun aufsetzt und bremst oder doch noch mal wieder hoch geht. Kurz vor dem Zaun hat er dann doch den Motor wieder eingeschaltet, war aber schon zu langsam und ist knapp hinter dem Zaun abgekippt, hat Glück gehabt, dass ihm kaum was passiert ist. Flugzeug im Eimer, Nerven durchgeglüht. In der Situation ist man einfach nur noch froh, dass es vorbei ist.
Wer so gestresst ist, macht Fehler. Das ist leider so. Wird man kurz belastet mit einer sehr stressigen Situation, dann kann man ein paar Minuten noch handlungsfähig bleiben, aber wenn sich die Geschichte zieht, dann wird es schwierig.
Gruß
Werner
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