Oh, das wußte ich nicht
Geschrieben von Werner am 24. Oktober 2025 22:59:41:
Als Antwort auf: Zu spät ;-) geschrieben von waldi am 24. Oktober 2025 21:38:34:
mein Vorschlag war auch nicht so wirklich ernst gemeint ;).
Wir hatten in meiner Rettungswagenzeit einen Bedford Blitz, der hier in Deutschland von der Bonner Opelvertretung an der Reuterbrücke (das war das größte Autohaus damals) gewartet wurde. Unsere Dienststelle bekam den Wagen voll ausgerüstet für umsonst während der Zeit der Bundesgartenschau in Bonn. Man versprach sich davon Werbung, wenn so viele Leute das Auto auf dem Gelände fahren sehen.
Jaaa, tolles Auto, wir hatten einen Platten und haben unter dem Auto das Reserverad befreit. Dieses war mit Linksgewinde befestigt, die Radschrauben hatten Rechtsgewinde. Es mußte schnell gehen - wir waren aber nicht im Einsatz in dem Moment - und dann lagen die Schrauben rum und wir haben probiert, welche wo paßt. Mannmann, was für eine Show. Der Motor war ein 2,3er Benziner mit vier Zylindern, der gut aus dem Quark kam. Die ersten drei Gänge waren normal, und dann kam der vierte mit einem Riesensprung, so, als habe man beim Fünfganggetriebe den vierten übersprungen.
Als wir zur Inspektion mußten, haben wir beim Autohaus angerufen, wir bräuchten einen Inspektionstermin, wir hätten den Bedford Blitz. Und am anderen Ende der Telefonleitung hieß es. "na herzlichen Glückwunsch!"
Die Ausrüstung im RTW war zweiklassig. Beim Wiederbeleben einer älteren Dame, die mitten auf der "Fest"wiese umgekippt war, riss vom Ambubeutel die Maske einfach ab. Ich habe sie der Patientin aufgedrückt und dann mit dem Mund beatmet. Sie hat es nicht geschafft, aber nicht deswegen. Dennoch, drumrum stand eine ganze Reisegesellschaft einschließlich Reisebusfahrer und Riesenhektik usw. Was die wohl gedacht haben . . .
Der Kastenaufbau war aus Aluminium, wo ich als Flugzeugbauer erstmal nichts gegen habe. Aber das ganze war so wenig verwindungssteif, dass mitunter die Türen während der Fahrt einfach aufgingen - und das auch mit Patienten an Bord. Man stelle sich vor, man liegt auf der Trage mit dem Kopf in Fahrtrichtung und plötzlich springen die Türen hinten auf und man schaut direkt auf die Straße und den nachfolgenden Verkehr . . . uiiuii, wenn jetzt auch noch die Verriegelung der Trage aufspringt, dann . . . . lieber nicht dran denken.
Einmal kriegten wir einen Alarm, sind aus unserer Bude rausgesprungen ins Auto, Tröte an, vom Container, in dem wir saßen, bis auf die Zufahrtsstraße zur Buga waren es 20 Meter auf provisorischer Schotterpiste, dann kam ein fetter Bordstein und die Zufahrt, eine kaum befahrene, dafür aber von Publikum sehr stark begangene Straße. Es war also sinnvoll, bereits vorher zu tröten.
Der Kolleg springt auf den Fahrersitz, ich auf den Beifahrer. Es war Sommer, sehr schön warm. Er fährt los, hat, wie immer, den linken Arm im runtergekurbelten Fenster, biegt rechts ab auf die Zufahrt mit fast vollem Lenkeinschlag, "Rumbup" den Bortstein runter und die Fahrertür geht auf. Da er sich dagegen gelehnt hat und mit dem Arm abgestützt, fiel er gleich aus dem Auto. Ich hab schnell das Lenkrad festgehalten, damit wir nicht gegenüber gegen den Bordstein knallen. Der Wagen bremste sich ab und blubberte im Standas im ersten Gang vor sich hin. Der Kollege war Judo-Kämpfer mit irgendeinem Gürtel, keine Ahnung, er machte eine perfekte Judorolle und lief dem Auto hinterher und sprang wieder rein. Das ganze mit Dauermartinshorn. Den Vorgang haben mindestens 100 Besucher live mitverfolgt. Heute würden sie die Handys gezückt haben.
Wir haben unserer Dienststellenleiterung ständig in den Ohren gelegen, sie möge uns doch mit dem Mercedes fahren lassen, aber dieser war vom Land NRW und kostete jeden Einsatztag Geld. Wie viel, weiß ich nicht.
Irgendwann dann hatte sie dann ein Einsehen und wir kriegten den 409. Das war auch ein Benziner, der hatte kräftigen Durst, aber damit ging für den Rest der Bundesgartenschau alles glatt. Der war auch mit vernünftigen medizinischen Geräten ausgestattet.
Gruß
Werner