Re: Mager und fett...
Geschrieben von Hans Fürthbauer am 14. Mai 2010 23:17:28:
Als Antwort auf: Mager und fett... geschrieben von Joachim S am 14. Mai 2010 12:12:15:
Hallo Jo,
die Begriffe "fett und "mager" kommen aus der Benzinerfraktion, wie Du schon angedeutet hast.
Bei genau Lambda = 1 ergibt sich eine Gemischzusammensetzung von 14,7 kg Luft auf 1 kg Kraftstoff. Das ist quasi die Basis. Wird davon ausgehend der Kraftstoffanteil erhöht, spricht man von "fett", wird er abgesenkt, dann von "mager".
Damit der 3-Wege-Kat eines Ottomotors richtig arbeiten kannt, benötigt er schnelle Wechsel zwischen fett (Lambda ca. 0,97) und mager (Lambda ca. 1,03). Das folgende Bild zeigt beispielhaft das "Lambdafenster" eines Benziners mit der dazugehörigen Spannung der Lambdasonde. Hier ist es noch eine Sprungsonde. Darauf gehe ich nicht weiter ein.
Über das Signal der Lambdasonde im Abgasstrom erkennt das Steuergerät die Gemischzusammensetzung der vorangegangenen Verbrennungen und schaltet die Kraftstoffeinspritzung zwischen fett und mager hin und her. Das soll das folgende Prinzipbild eines Lambdaregelkreises zeigen.
Die Gemischzusammensetzung pendelt bei betriebswarmem Motor im Leerlauf und bei Teillast um Lambda = 1 zwischen fett und mager hin und her. Wenn man die Spannung der Lambda-Sonde mißt, kann man das sehr schön sehen. Im volllastnahen Bereich und bei Volllast - wenn Motorleistung abverlangt wird - wird üblicherweise auf ca. Lambda 0,90 (0,85) angefettet.
Beim Diesel gab es bisher keinerlei "Fettbetrieb", weil der Dieselmotor auch bei Volllast noch mit einem Luftüberschuß von ca. 20 % oder mehr (und daher "mager") arbeitet. Bei Volllast ergibt sich daraus ein Lambda von ca. 1,2 bis 1,5. Da hätte so mancher Benziner bereits ernsthafte Fahrverhaltens-Probs.
Erst die neuen EU5- oder EU6-Diesel, die einen NOx-Speicherkat haben, benötigen kurze Fettphasen mit einem Lambda im Bereich von ca. 0,9, also kräftig angefettet. Je nach Motorbetrieb und Abgastechnik sind etwa alle 30 bis 300 Sekunden solche "Fettpulse" für die Regeneration des NSK erforderlich. Der Fettbetrieb dauert zwar nur einige Sekunden, ist aber ein erheblicher Eingriff in die Verbrennung. Die Kunst ist, das Ganze so zu gestalten, daß der Fahrer davon nix merkt und der Fettbetrieb (Kraftstoffverbrauch!) nur solange dauert, wie unbedingt erforderlich.
Zusammengefasst: Dieselmotoren waren immer schon Magermotoren. Erst mit der aufwendigen Abgasnachbehandlung kam hier der Begriff "fett" ins Spiel.
MfG Hans F.
PS: Die Haupteinflußgröße beim herkömmlichen Diesel ob der jetzt extrem mager, sehr mager, mager oder nicht ganz so mager läuft, ist wohl der Fahrer mit dem Gaspedal ... .