Elektro-chemisch Erodieren oder so...der Bremsnippel muß raus!


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Geschrieben von Jockel am 15. April 2011 13:46:56:

Mahlzeit!

Wie im Beitrag weiter unten schonmal angekündigt kommt hier ein kleiner, bebilderter Bericht....

Ich bin gerade dabei meine GPz 900R auf ein 17" Fahrwerk zu stellen, dazu gehört auch ein Umbau der hinteren Bremse.
Angepasst ist alles soweit, dummerweise hab ich beim Versuch die Entlüfternippel am "neuen" Bremssattel aufzudrehen einen davon abgerissen, trotz Kriechöl, Rostlöser mit Kälteschockeffekt und Bearbeitung mit nem Hammer.
Hitze war gerade nicht zur Hand.

Den Bremssattel hab ich dann jemandem gegeben der schweißen kann, mit der Bitte da ne Mutter drauf zu setzen und den Rest vom Nippel raus zu holen, das funktionierte irgendwie nicht (Flamme immer versprungen wg. zuviel Alu außenrum oder so, WIG; Ich hab zuwenig Ahnung um da was dazu zu sagen.
Ich hätte meinen Schutzgaser genommen wenn nicht das Schlauchpaket kaputt wäre und ich Strom in der Garage hätte, dann hätt ichs wenigstens selbst kaputt gemacht).

Der Held hat dann recht groß aufgebohrt und nen Linksausdreher probiert, der wäre ihm fast abgerissen, der rest der noch drin steckte war natürlich auch mit nem Schraubenzieher nicht zu bewegen.

Es ist halt wie immer, wenns gscheid werden soll macht mans am besten selbst...

Sah dann so aus:

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Wenn Ihr wissen wollt wie das frisch abgerissen ausgesehen hat reißt bei Euch einfach einen ab und macht Bilder davon.....

Ich habs dann erstmal chemisch probiert.
Rauchende Salpetersäure, also 99-100%ige, greift Alu nicht an da eine Schutzschicht gebildet wird die sich in der Säure dieser Konzentration nicht löst, Eisen oder Stahl löst sich durchaus darin, ich hab das auch schonmal mit Kolben aus Motoren probiert die durch "explodierende" Pleuellager mit Stahlspänen gespickt waren.

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Die Säure dazu:

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Nachdem das allerdings Tage gedauert hätte bin ich auf die Idee gekommen das Ganze elektrisch zu unterstützen, also +Pol an den Bremssattel damit dort die Elektronen abgezogen werden, -Pol in die Säure.
Das erste was mir als Säureelektrode in die Hand fiel war eine bedauernswerte Meßspitze, die obere Schicht Nickel(?) und das darunter liegende Kupfer haben sofort aufgegeben, man sieht es an der schönen grünen Farbe:

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Angefangen hab ich mit 2 Volt, im Verlaufe des Experimentes hab ich das dann bis auf 15 V gesteigert:

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Eine verdünnte Probe der ablaufenden Säure gab mit Thiocyanat eine rote Färbung, Hinweis auf Eisen (III+):

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Später hat dann ein Edelstahlstaberl dran glauben müssen:

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Nach Durchspülen des Loches kamen auch Rostbrösel mit raus:

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Ein kleines Zwischenbild:

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Wie man sieht ist schon ein Teil rausgelöst und das Gewinde im Alu noch intakt.

Später bin ich auf ne Kanüle als Elektrode umgestiegen, hatte den Vorteil frische Säure gleich in die Bohrung einspritzen zu können:

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Sieh schon ganz gut aus:

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Am nächsten Tag hab ich dummerweise probiert ob die Sache auch mit 65%iger Säure geht, dummerweise geht da wirklich was und zwar vom Alu....

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Nachdem ich zum Glück zwischendurch nachkontrolliert hatte bin ich schnell wieder auch die richtige Säure umgestiegen....

So, ein kleiner Rest noch:

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Fertig:

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Und da sich an den stellen an denen die Säure runtergelaufen war eh schon der Lack gelöst hatte hab ich den Sattel gleich kpl. entlackt:

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Links das intakte, rechts das geätzte Gewinde:

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Der Nippel aus dem anderen Gewinde lässt sich in das freigelegte Loch recht wacklig einschrauben, er macht auch wahrscheinlich dicht und lässt sie anziehen nur trägt er schätzungsweise nur noch auf 1-2 Gewindegängen, das ist mir an der Bremse zu unsicher, auch wenns "nur" die hintere ist.

An rauchende Salpetersäure kommt man als Normalsterblicher nicht dran, das ist auch gut so, das Zeug ist scheißgefährlich und von den ausrauchenden Stickoxiden reichen 1-2 Schnaufer zum Exitus; anderen Unsinn kann man auch noch damit machen, interessiert dann eher die Pozilei oder den Verfassungsschutz.
Ich habe dementsprechend im Abzug gearbeitet und entsprechende Schutzausrüstung benutzt, die Sache ist also nix für mal schnell daheim, zumindest nicht mit dieser Chemie.

Ich bin mir sicher daß das auch noch mit harmloserer Chemie geht, dann wäre das eine Methode für zuhause....

Einfach den Nippel aufbohren und nen Torx darin abbrechen hab ich auch schon woanders gemacht, dummerseise muß man dann noch den abgebrochenen Torx mit entfernen.
Bei manchen, richtig eingerosteten Nippeln hilft auch eine richt aufgeschweißte Mutter nix, auch schon probiert...

ciao, Jockel

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