Re: Realpolitik


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Geschrieben von Gullideggl am 18. Februar 2018 11:01:59:

Als Antwort auf: Realpolitik geschrieben von Hanomedes am 18. Februar 2018 09:40:08:

Morgen Dominik,

ich stimme dir im Grunde wieder weitestgehend zu. Es ist doch mehr als offensichtlich, dass die USA (sie agieren ja nicht alleine) im nahen Osten alles sind aber keine ordnende Hand. In den letzten 60 Jahren nicht.

Um Interessen durchzusetzen, ist eine gewisse Unordnung aber nicht unbedingt schlecht. Konfliktparteien auszuspielen, ist extrem wichtig.

>>> Die Frage „Cui Bono“ unterstellt das es eine stringente Strategie gibt, aktuell sehen wir aber eher eine große Ratlosigkeit in den USA sowie Europa. In demokratischen Ländern ist es auch nur selten möglich langfristig an einer Strategie festzuhalten wenn die Erfolge ausbleiben, das wird von Verschwörungstheoretikern gerne übersehen: <<<

Da muss ich widersprechen. Die Frage "cui bono" unterstellt nichts und setzt als Antwort keine stringente Strategie im Sinne einer Abfolge von Handlungen voraus, die sicher zum Ziel führen und alles war schon vorher geplant. Die Frage muss man im Grunde zu jedem Zeitpunkt erneut und neutral stellen und man findet nicht immer eine Antwort, die sofort zu einer Strategie passt. Diese Strategie ist nicht möglich und kann auch nicht sinnvoll unterstellt werden, dazu gibt es schon viel zu viele Variablen, die man nicht auf 30-50 Jahre planen kann. Trotzdem sieht man an der ich nenne es mal "westlichen Vorgehensweise" im nahen Osten zumindest sehr starke Ähnlichkeiten über die Jahre. Und warum sollte man diese Feststellungen nicht bei der Frage "cui bono?" mit einfließen lassen? Durchsetzung von Hegemonialinteressen, imperiale Absichten, Sicherung des Zugriffs auf Rohstoffe, Schwächung von Staaten, usw. sind schon Punkte, die man als gewisse Strategie bezeichnen kann. Und wenn DAS mal keine Verschwörung sein soll, was denn überhaupt dann? Brauchts für Verschwörungen immer bös guckende Leute, die im unsichtbaren Raum Intrigen gegen Andere planen? Verschwörungen hat man an jeder Ecke, wo Interessengemeinschaften ihre Interessen unter Vorgabe nicht wirklich zutreffender Gründe durchzusetzen versuchen. Muss man dann aufhören, sowas zu kritisieren, bloß weil einer den Kampfbegriff "Verschwörungstheoretiker" in den Raum wirft? Das wäre armselig.
Wenn man - als winzige aber definitiv bewiesene Beispiele - sowas wie die Brutkastenlüge oder die Iran-Contra-Affähre aus reiner Skepsis als Beurteilungshintergrund nimmt, ist man dann ein Verschwörungstheoretiker? Soll man jeden Scheiß glauben, nur damit man nicht gesellschaftlich geächtet wird? Orwell lässt grüßen...

Jedenfalls sieht man hin und wieder eine Stringenz und vor Allem ist hier wichtig: es klingt hinterher dann erstmal absurd und verschörungstheoretisch, wenn man im Rückblick die Vorgänge bündelt und in ihrer Gesamtwirkung betrachtet und dann eine Strategie interpretiert. Wurde uns ja immer anders berichtet. Umso einfacher wird es für die Durchführenden, jegliche Strategie zu leugnen.

Wenn man mich frägt, wurden die Kurden an der Grenze zur Türkei jedenfalls nicht als Grenzschutztruppe gegen den IS hochgerüstet. Und die USA sind nicht zum Wohl Syriens vor Ort.
Mit Sicherheit war lange vorher klar, dass diese Intervention in Syrien zu einem weit größeren Konflikt führt. Mit Russland (sie haben dort eine Marinebasis in Tartus), China, Iran, u.a.
Und dass die Türkei als NATO-Mitglied hier eine besondere Rolle spielt, die keine vorgegebene Strategie erlaubt, sollte klar sein. Ich habe keine Ahnung, wie das ausgehen soll. Man blickt ja wirklich nicht durch. Und doch kann man wohl sicher sagen: die Spaltung Syriens ist erstrebtes Ziel. Assad soll noch immer weg. Meinetwegen ist er übel aber das ist nicht der Grund, warum er gestürzt werden soll. Und darum geht es: diese zynische Scheiße zu hinterfragen. Und wenn wir es nicht schaffen, was zu ändern. Irgendwann knallts und vielleicht sollte dann zumindest hinterher was Besseres kommen.

Ich finde es durchaus wichtig, zumindest mal zu erkennen, dass unsere Medien viel Mist berichten, der einfach nicht zusammenpasst. Und oft nur dazu zu dienen scheint, Feindbilder zu erzeugen. Immerhin zahlen wir dafür eine Zwangsabgabe.

Grüßle Jo

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