Re: Wo ist der Widerspruch zu Drosten?


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Geschrieben von Joachim S am 27. April 2020 11:11:20:

Als Antwort auf: Re: Wo ist der Widerspruch zu Drosten? geschrieben von Heinz am 26. April 2020 23:10:00:

Hi Heinz,

ja, es gibt halt solche und solche Wissenschaften. Harte Wissenschaft bedeutet, man entwickelt Theorien, die Voraussagen ermöglichen. Anhand dessen, ob die Voraussagen eintreffen, erkennt man ob die Theorie was taugt.

Bei den exakten Wissenschaften muss die Voraussage ohne Ausnahme immer eintreten. Sonst ist die Theorie nicht gut genug.

Nehmen wir als extremes Gegenbeispiel die Theologie, sie trifft kaum Vorhersagen, evtl. die Voraussage, dass es ein Leben nach dem Tode gibt. Die ist aber nicht nachprüfbar. Auch sonst ist da nicht viel nachprüfbar, wie viele Engel auf der Nadelspitze tanzen können, ist auch noch ungeklärt. Für mein Gefühl kaum eine Wissenschaft, obwohl die Leute es ja durchaus ernst nehmen, was jemand damals gesagt haben soll, und wie es übersetzt wurde, und was daraus heute wurde, und was er nun wirklich gemeint haben soll. Darüber werden höchst gelehrte Abhandlungen geschrieben, wo ich immer fassungslos staune, und mich die ganze Zeit frage, ob es den betreffenden Typen wohl überhaupt gegeben hat...

Eher ein Graubereich ist vielleicht Geschichts-"wissenschaft". Voraussagen entfallen prinzipiell, weil sie sich nur mit vergangenen Geschehnissen befasst. Geht sie darüber hinaus, bekommt sie auch gleich nen anderen Namen, vielleicht Zukunftsforschung... Das bedeutet aber nicht, dass ich die Geschichtsforschung in irgendeiner Form abwerten will.

Im Bereich der Soziologie, Psychologie, sind wir irgendwo dazwischen. Die Experten auf diesem Gebiet wissen das durchaus. Vielleicht lieben sie deshalb auch so die Statistik, da haben sie mal was "in sich Schlüssiges", auch wenn die Übertragbarkeit auf die Realität schwierig sein kann. Mitunter neigen sie da zu Überinterpretation. Das war mein Gedanke gegen Ende des Artikels, wo er mit der Kurve der Toten pro Tag spielt.

Aber auch in der doch recht harten Physik gibt es Bereiche, wo sie die Wissenschaft verlässt. Stringtheorie etwa. Sie ist bis jetzt nicht nachprüfbar, sie macht zwar Voraussagen, aber die lassen sich nicht prüfen. Da nähert sich dann die Physik sogar der Theologie. Kann sich aber noch ändern, Gravitationswellen waren ja auch lange nicht nachprüfbar...

Wissenschaften sind was Tolles. Zur Abwägung zwischen wirtschaftlichen Interessen und Krankheit und Tod taugen sie aber nicht. Selbst wenn es gelänge, zu errechnen, es gibt halt keine Maßeinheit für menschliches Leid. Kann man einen Toten in Kauf nehmen, wenn dafür 20 Firmen nicht pleite gehen? Wieviele Firmenangehörige machen evtl. Selbstmord, wenn ihre Firma pleite geht. Wie werden sie unter Arbeitslosigkeit leiden, im Vergleich dazu, dass ihre Eltern vorzeitig sterben, weil jemand eine Abwägung getroffen hat, die ihren Eltern das Leben gekostet hat?

Ich denke, du überschätzt die Wichtigkeit der Wissenschaft in diesem Bereich bei Weitem. Virologen sehen ihr Fachgebiet. Sie haben eine Idee, wie man einen Virus bekämpft. Werden sie gefragt, dann geben sie Antworten, bis hin, "keiner verlässt den Raum". Selbst wenn alle verhungern würden, sie beantworten nur die Frage, wie wir das Virus bekämpfen können... Fragst du den Wirtschaftswissenschaftler, kriegst du andere Antworten.

Es ist Sache der Politik, die richtigen Abwägungen zu treffen. Ob Merkel nun sagt, sie verlässt sich dabei auf Aussagen des RKI oder ob sie gleich aus dem Bauch entscheidet? Wumpe. Man entscheidet eh aus dem Bauch. Immer. Der Verstand liefert im Nachhinein die Begründung, warum man so entschieden hat. Das sind Ergebnisse aus der Hirnforschung, das hab ich nicht erfunden...

Und genau das ist der Grund, warum wir so toll darin sind, die Argumente und "Fakten" so zu interpretieren, dass sie die eigene Überzeugung zu stützen scheinen.

Habe fertig...

Nein, habe nicht fertig. Ich frage mich nach deiner Motivation für deine durchaus bereichernde Forenpräsenz in letzter Zeit. Ein großer Teil scheint mir motiviert aus einer Art "Hass" auf Institutionen wie das RKI und auf viele Regierungspolitiker.

Wir alle betreiben ja hier ne Menge Seelenstriptease... Nun frage ich mal auf persönlicher Ebene. Wie würdest du dich politisch einordnen?

Gruss Jo

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