Ging über einen Umweg NOx - soot - tradeoff


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Geschrieben von Obi am 05. Juni 2020 08:27:07:

Als Antwort auf: Ja, das stimmt. geschrieben von Joachim S am 04. Juni 2020 12:03:06:

Moin Jo und Mirko,
um die NOx - Emission zu reduzieren hat man ohne die SCR (selective catalytic redution) eben relativ kalt verbrannt (später Förderbeginn), was dann mehr CO und vor allem eben HC zur Folge hatte. Die sind dann eben im Kat mehr oder weniger erfolgreich nachverbrannt worden.

Bei Dir, Jo, renne ich mit dieser Feststellung vermutlich offene Türen ein.

In den Jahren bis 2010 hat man die kalten SCR-Fahrzeuge noch am stechenden Ammoniak-Geruch erkannt. Das war die Zeit, als noch zu Hauf Euro3 und Euro4-Fahrzeuge in unserem Betriebsfuhrpark vertreten waren und so nach und nach mit Euro5-Fahrzeugen aufgefüllt wurde, welche dann natürlich die ältesten und in Sachen Abgas ungünstigen Wagen abgelöst haben.
Scania schaffte sogar Euro5 noch ohne SCR. Der Wagen soff nach meiner Auffassung allerdings auch mehr. Der Stammfahrer schaffte 33,2l/100km, ich hatte als 2-wöchige Urlaubsvertretung 33,4l/100km anzubieten.

Zurück zu SCR und dem Ammoniak-Geruch: das Fahrzeug, auf dem ich als Stammbesetzung unterwegs bin hat den Euro6-Motor DC13 115 zwichen den Rahmenträgern hängen. Gleich nach dem Kaltstart bei Frost riecht man ein klein wenig Ammoniak, so einen Anflug.
Allerdings erkauft man sich die gute Funktion der SCR-Anlage natürlich wieder mit einem anderen Problem: laß diesen Motor lange im Leerlauf tuckern und er säuft Dich arm. Der alte Euro4-Abgasrückführer-Motor (sogar noch mit Turbocompound), war im Lerrlauf ungefähr mit schlimmstenfalls 2,5l/h dabei, normal beim Warten an der Ampel waren eher knappe 1,5l/h. Die Auflösegenauigkeit des Bordcomputers mit 0,5l/h war da das größte Problem. Immer wieder fiel die Anzeige auf 1,0l/h.
Der aktuelle DC13 115 langt da schon kräftiger zu. Der pumpt gleich nach dem Kaltstart auch schon einmal knappe 7l/h hinein, kurz nachdem man an der Ampel mit von der Bergfahrt auf der Autobahn noch warmer SCR-Anlage stehen geblieben ist, geht er auch einmal auf den bekannten glatten Liter/h herunter. Im Jahresdurchschnitt liege ich mit dem Leerlaufverbrauch eben in der Nähe von 2,8l/h.

Dann noch zur Diskussion über den Feinstaub, den ein alter Kammermotor angeblich nicht emittiert:
Lange habe ich es selbst nicht geglaubt. Doch eine logische Erklärung, daß ein alter Diesel sehr wohl Feinstaub emittiert, gibt es durchaus:
Um überhaupt eine Verbrennung in Gang bringen zu können ist es ja nötig, daß die Kraftstofftröpfchen eine Mindestgröße unterschreiten. Die Größe bekommen also sämtliche Motoren hin, wenn sie denn laufen.

Es ist wohl so, daß beim von Landcruiser angesprochenen 115/8 mit seinem OM615 die durchschnittliche Tröpfchengröße größer ist als bei Hochdruckeinspritzanlagen.
Die Gauß'sche Glockenkurve ist anders gesagt breiter und sagt aus, daß Niederdruckeinspritzanlagen zu den ferkelkleinen (danke für dieses herrliche Wort, schlurffarb Chris!) und saukleinen Tropfen eben noch deutlich größere Kaliber erzeugen.
Der Unterschied besteht wohl darin, daß man eine bestimmte Partikelgröße aus der Lunge hinaus husten kann, während die kleinen dann eben vom Körper aufgenommen werden; "lungengängig" nennt man diese Partikel unterhalb einer bestimmten Größe.

Wir hatten letztes Jahr bereits die Diskussion und sind zu dem Schluß gekommen, daß jeder Motor mit interner Gemischbildung Partikel, die von ihrer Größe her als "Feinstaub" gelten, emittiert. Der Anteil der großen Brocken ist eben bei den Hochdruckeinspritzanlagen kleiner bis nicht mehr feststellbar.

Gruß,
Obi

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