Noch ein Nachsatz


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Geschrieben von Werner am 30. Dezember 2020 16:41:40:

Als Antwort auf: Re: bei uns völlig ausgeschlossen geschrieben von Werner am 30. Dezember 2020 05:00:05:

Hallo Dominik,

um mal eins klar zu stellen: wäre ein Atomkraftwerk von dir geplant und von Dominik-Klonen ausgeführt und gebaut und säßen anschließend deine Zwillinge oder Nachkommen im Werk, um es zu bedienen, dann hätte ich weitaus weniger Bedenken. Die Technik kann man fraglos immer so machen, dass es geht. Die Leute sind auch zum Mond gefahren und konnte es vorher nicht probieren.

Aber wenn man im Laufe seines Berufes viel im Team arbeitet und sieht, was alles schief geht, dann kommt man mit der Aussage "Es klappt, wenn sich nur jeder dran hält" nicht weit. Ich habe als Jungingenieur mit den Leuten Krach angefangen, wenn sie Mist gebaut haben, auch später noch im mittleren Lebensalter auf Baustellen konnte ich zur Furie werden. Die Leute sind dann meist in Deckung gegangen.

Da sollte z.B. die Inbetriebnahme schon losgehen, obwohl noch nicht alles gecheckt war. Der Grund war klar, Termin ! Da ich das nicht blockieren konnte und wollte, haben wir einen Plan gemacht, was wir schon ankurbeln können und was noch gecheckt werden kann währenddessen. Das war eigentlich ganz gut und alle wußten, es ist gefährlich und eilig und wichtig und spannend und . . . .überhaupt.

Jaa, und was passiert? Einer der Checker - übrigens alter Kollege und Vertrauensperson meinerseits - paßt bei der Kontrolle der Armaturen nicht auf und sagt durch das Funktelefon eine falsche Ventilnummer. Der Mann in der Meßwarte drückt den Knopf und flüssiger Stickstoff fließt in einen Anlagenbereich, der für die tiefkalten Temperaturen gar nicht ausgelegt ist. Der Mann draußen bemerkt das sofort und schreit durch das Telefon "zufahren!", was aber vom Bediener erst nicht gehört wird und dann falsch interpretiert. Jedenfalls haben viele Komponenten kalte Füße gekriegt von Minus 196 Grad Celsius. Man hätte die eigentlich alle überprüfen müssen anschließend.

Ok, es ist gut gegangen, kein Schaden, keine Folgeschäden. Aber es geht einfach viel zu viel gut, weil die meisten Pannen nicht zur Katastrophe führen.

Übrigens habe ich selber auch mal eine Armatur aufgefahren und eine kritische Situation damit ausgelöst. Erdgas ist in einer Maschinenhalle ausgeströmt, in der Leute gearbeitet hatten. Die kamen innerhalb von 30 Sekunden alle durch die Tür. Das mußte ich selbst erst einmal verdauen, dass ich als Inbetriebnahmeleiter diesen Fehler gemacht habe. Nix passiert, trotzdem Scheisse !


Gruß

Werner

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