Re: bei uns völlig ausgeschlossen


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Geschrieben von Werner am 30. Dezember 2020 05:00:05:

Als Antwort auf: bei uns völlig ausgeschlossen geschrieben von Hanomedes am 28. Dezember 2020 10:19:36:

Moin,

"In Deutschland erfolgt die Überwachung durch Prüforganisationen (wie den TÜV) als unabhängige Instanz, diese Organisationen kann man nicht dazu überreden auf Dauer die Augen zu verschließen." Zitat Ende

Es stimmt, man braucht die gar nicht zu überreden, die machen selbst die Vorschläge.

Kleines Beispiel: Bonner Heizkraftwerk. Die Dampfleitungen für Niederdruckdampf, also Heizdampf werden jährlich überprüft. Dazu werden die Sicherheitsventile abgesteckt, weil sie sonst ansprechen würden und der Prüfdruck nicht erreicht werden könnte. Anschließend soll eine Wasserdruckprobe erfolgen.

Faulheit siegt, die Sicherheitsventile wurden abgesteckt und die Rohre mit Medium, also mit Dampf getestet. Ein Rohr versagte (wegen Korrosion) und der Dampf trat im oberen Bereich des Kraftwerks aus. Dort waren Maler und Isolierer unterwegs und konnten dem heißen Dampf nicht entkommen. Es gab Tote. Hätte man mit Wasser getestet, wäre nichts passiert. Wenigstens aber hätte man die Leute von dort oben runter holen müssen. Das wollte aber keiner, hätte ja Verzögerung bedeutet und außerdem wurde das immer so gemacht. Die Rohrleitungen halten nicht ewig und sie haben sich just an diesem Tag gedacht "jetzt geh ich mal kaputt."


Nächstes Beispiel: der TÜV sollte Hochdruckleitungen in unserer Anlage prüfen. Da die Wasserdruckprobe sehr viel Arbeit nach sich zieht, weil getrocknet werden muß, wurden die Leitungen mit Gas "gedrückt". Das geht, aber der Bereich muß dazu abgesperrt werden und es darf sich dort niemand aufhalten.

Nun waren ein Teil der Leitungen aber heißgehend und mußten deshalb eine höhere Druckstufe aufweisen, weil der Streckgrenzenabfall die Normdruckstufe = Betriebsdruck nicht mehr erlaubt hätte.

Wie also diese Leitungen prüfen? Ich bestand darauf, dass die mit dem höheren Druck geprüft werden sollten. Der TÜV sagte wörtlich: "Das machen wir nicht, hörense mal, das wären ja 70 bar Prüfdruck, und das mit Gas, neee, das ist zu gefährlich, was meinen Sie, wenn da eine Leitung platzt." Und dann weiter "mit den Leitungen passiert schon nichts."

Auf meinen Einwand, dass sie dann ja auch für den Nenndruck getestet werden könnten, ist der Mann nicht eingegangen. Ich habe mir seinen Namen und den Vorgang notiert, weil ich ich im Schadensfall nicht der Dumme sein wollte. Wäre ich der Betriebsleiter der Anlage gewesen, dann hätte ich mich durchgesetzt und das ganze richtig öffentlich gemacht.

Hier vor unserer Tür hat der Bagger vor fünf Jahren die Gasleitung abgerissen. Die Pläne waren auf dem Stand von 1962 und der Anbau, in dem ich wohne, war nicht eingezeichnet. Die Gasleitung war irrtümlich um einige Meter versetzt dargestellt. Sie wurde in den alten Stand eingetragen ohne das zu verifizieren. Ich habe mich den Behörden angeboten, die Pläne auf Stand zu bringen, aber die hatten nur einen einzigen Gedanken: es durfte nicht öffentlich gemacht werden. Ok, da war jetzt nicht der TÜV involviert, aber es waren Amtsleute von der gleichen Funktion, die das Auge drauf hatten und die total geschlampt hatten.

Solange niemandem was passiert, werden solche Vorfälle totgeschwiegen. Liegen ein paar Tote daneben, wird an den Erklärungen gefeilt.

Also in Deutschland werden keine Fehler gemacht, überhaupt nie nicht. Und wenn, sind sie nicht schlimm, weil Rohre ja nicht kaputt gehen.

Das ist nicht lustig, das ist einfach nur blöd. Im übrigen zeigt es, dass Du keine praktische Erfahrung mit solchen Dingen hast. Nur durch das Lesen schlauer Beiträge ist so etwas nicht zu beurteilen.


Gruß

Werner



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