Re: Wälder aufforsten, aber wo? Und vor Allem wie?


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Geschrieben von elmar_b am 27. Januar 2023 21:53:16:

Als Antwort auf: Wälder aufforsten, aber wo? Und das dauert relativ lange geschrieben von Johannes D am 23. Januar 2023 18:05:59:

Fichte und Kiefer brauchen ein einigermaßen definiertes Klima, und das muss auch noch einigermaßen gleichmäßig sein. Bei Fichten kommt hinzu, dass das Flachwurzler sind, was sie extrem von der Feuchtigkeit in oberen Bodenschichten abhängig macht.
Wenn wir hier in unseren gemäßigten Breiten aufforsten wollen, ist es mit Business as usual nicht getan. Hätte ich ein Waldgebiet aufzuforsten, würde ich auf Fichten komplett verzichten. Wir haben ja in den letzten Jahren gesehen, was nur drei trockene Sommer hintereinander ausmachen. Die Fichten werden schwächer, es kommt der Borkenkäfer und aus die Maus und das flächendeckend.
Was wir brauchen, sind Wälder aus Baumarten, die mit den abzusehenden Klimaschwankungen klar kommen und die werden wir nur begrenzt in unseren Breiten finden. Eichen sterben z.B. bei so einem Szenario nicht unbedingt ab, entwickeln aber Ringschäle, was den Wert extrem schmälern kann. Zudem wachsen sie sehr langsam. Buchen sind zum Beispiel schon bei einem trockenen Jahr extrem gefährdet.

Was wir brauchen können, sind z.B. Zedern, Scheinzypresse, Mammutbäume, Douglasie, Pinie oder auch Thuja in der Baumform. Wirtschaftlichen Mehrwert könnte auch die Weinpflanze bieten. Letzteres zeigen uns nicht wenige Projekte im Vereinigten Königreich, das vor 20 Jahren noch nicht zu den Wein anbauenden Ländern zählte, mithin aber schon.

Wohl gemerkt: Ich gebe mich hier nicht einer Urwaldromantik hin sondern denke wirtschaftlich. Ein wirtschaftlich genutzter Wald kann CO² binden, wenn das Holz anschließend zu Anderem als Verbrennen verwendet wird.

Damit einhergehen muss aber eine Änderung unserer Art und Weise zu bauen. OK, mineralische Baustoffe sind an einigen Punkten unerlässlich, an anderen Punkten aber ersetzbar durch z.B. Holz. Oben habe ich schnell wachsende Nadelhölzer favorisiert. Wesentlich langsamer als Fichte wachsen die auch nicht.
Um den Wald insgesamt gegen Flächenkatastrophen und damit auch als Struktur abzusichern, sind auch sicher Laubbäume vonnöten, zumal die Eiche nicht das Maß aller Dinge und wirtschaftlich langfristig eher weniger interessant ist. Ohne das verifizieren zu können, denke ich hier z.B. an Baum-Robinien.
Was ist mit der Esskastanie?

Die Forschung ist alles andere als fehlend ( https://www.fva-bw.de/fileadmin/publikationen/sonstiges/180201steckbrief.pdf ), allerdings scheint mir, dass solche Forschungsergebnisse kaum in den Bereich der betroffenen Entscheider einsickern. Nun sind das auch Menschen, die über -zig Jahre, wenn nicht Jahrhunderte planen müssen.
Ich habe etliche solcher Leute kennengelernt, weil ich seit ca. 7 Jahren mit jemandem unterwegs bin, der auf Exotensuche an deutschen Standorten unterwegs ist. Dabei habe ich einiges gesehen und gehört und schließe aus meinen Erfahrungen, dass sich das Denken viel zu langsam ändert.

Selbst super leichte Hölzer, die sehr viel Wasser benötigen wie Weiden oder Pappeln würden Sinn machen, wenn man sie in etwas Nutzbares verwandeln könnte. Ich könnte mir im bescheidenen Rahmen vorstellen, daraus Verbund-Form-Strukturen für z.B. Kfz-Himmel herzustellen, ohne vorher das Material zu pulverisieren. Das Prinzip "Sperrholz" gehört neu gedacht.

Wir müssen lernen, im Einklang mit den Möglichkeiten zu leben. Wir müssen lernen, die Technik vom gewachsenen Material her zu denken.
Techniker neigen dazu, ein eng begrenztes Problemfeld zu beherrschen und greifen dazu ins Regal. Nachdem das "Regal" an Genauigkeiten zusehends abnimmt, muss es an Möglichkeiten zunehmen, sonst laufen wir vor die Wand.

Noch etwas: Wer seine Nase schon einmal an ein frisch geschnittenes Brett Scheinzypresse gehalten hat, dem kommen noch ganz andere Möglichkeiten in den Sinn.

Auf Prügel stelle ich schon mal ein.

Grüße E.

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