Das Wasserstoff-Besäufnis...
Geschrieben von Werner am 07. Oktober 2003 18:44:34:
Als Antwort auf: Artikel: Die Wasserstoff-Ernüchterung geschrieben von Sönke am 07. Oktober 2003 12:35:43:
...findet in Abständen von 10 - 15 Jahren immer wieder neu statt. Solange braucht es wohl, bis alle wieder vergessen haben, was damit war, bzw. bis neue Politiker über neue Forschungsgelder entscheiden.
In der Zeit meiner Diplomierung war das Thema Leichtbauflaschen für die Drucklagerung von H2 gerade ganz heiß. Man drängt mich geradezu, dieses Thema als Diplomarbeit zu nehmen. Gottseidank fand ich einen Kommilitonen, der sich des Themas erbarmte. So konnte ich mich über Heizölverbrennung auslassen.
Seine Arbeit sollte auf einer Studie aufbauen, nach der Druckflaschen aus Faserverbundwerkstoff D E N Durchbruch bringen sollten. Bei der späteren Überprüfung des Berechnungsprogrammes durch einen erfahrenen Kunststofftechniker stellte sich ein Softwarefehler heraus. Man hatte bei der Ermittlung der notwendigen Anzahl von Wicklungslagen irgendwo durch Pi/4 geteilt, aber die Klammer um den Ausdruck vergessen. Huurrraaa!!!
Das war Anfang `85. Die Firma Dräger - Hersteller von u. a. Aluflaschen - hat sich damals halb tot gelacht.
1996 bekam unsere Firma (Anlagenbau im PREUSSAG-Konzern) eine Studie in Auftrag für die tiefkalte Flüssiglagerung von H2 in großen Mengen. Wieder nichts! Der reinste Lückenfüller für uns. Die Kosten für eine solche Anlage sind sowohl in der Beschaffung, als auch besonders im Betrieb derart hoch, daß man den Wasserstoff gleich vergolden könnte.
Die Wasserstoffeuphorie bekam schon im Atomstromrausch Auftrieb: Wasserstoff durch Elektrolyse in AKWs, die an der Küste stehen. Ja, das ist es!! Hat jemand noch mal wieder was gehört davon? Ich nicht.
Immer wenn sich Randbedingungen gravierend ändern, ist es Zeit, Konstruktionsideen wieder hervorzuholen und zu überprüfen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Was mich aber stört, ist, daß man offenbar auf Ergebnisse aus früherer Forschung überhaupt keinen Wert mehr legt.
Der Jenatzy Elektrowagen sorgte 1899 für echtes Aufsehen und zeigte die Möglichkeiten dieses Antriebes auf. Es gab damals schon eine abschließende Studie, die sich - hundert Jahre später - bis auf Details genau so liest, wie heutige Elektrofahrzeugstudien. Auch damals standen u.a. Umweltaspekte Pate für die Entwicklung.
Auch die Begeisterung über den Atomstrom fand bei führenden Wissenschaftlern bereits in den Vierziger Jahren ein Ende. Nur wenige Kraftwerke haben sich in der "Über alles" Rechnung bisher bezahlt gemacht. Von den schwarzen Finanzlöchern AKWs wollen wir erst gar nicht reden. Wir haben es ja. Wir können es uns offenbar leisten.
Was hat sich seitdem wirklich geändert? Ich sehe nicht einen neuen Werkstoff, der uns den Wasserstoff händelbar macht. Moderne Elektronik ist gegen die Wasserstoffphysik machtlos. Ich sehe auch keine drastisch ansteigende Notwendigkeit aus dem Umweltschutz oder einem sprunghaft steigenden ökonomischen Vorteil.
Mein Zukunftsauge sagt mir: das wird in absehbarer Zeit nixx (mit Doppel-X)!
Vielleicht komt ja noch mal einer auf die Idee, Supraleiter mit H2 zu kühlen, dann geht das alles wieder los. Er sollte aber wieder ein wenig warten. Bei der heutigen Schnellverblödung der Massen müßten 5 Jahre reichen.
Was meint ihr?
FragtWerner
- Re: Das Wasserstoff-Besäufnis... RomanL 08.10.2003 07:10 (3)
- Hydridtanks.. Hanomedes 08.10.2003 18:22 (0)
- Metallhhydride meinst Du wohl *klugscheiß* ;-) k.T. Uli S. 08.10.2003 09:38 (1)
- Re: Metallhhydride meinst Du wohl *klugscheiß* ;-) k.T. RomanL 09.10.2003 09:54 (0)
- Re: Das Wasserstoff-Besäufnis... mhlusi 07.10.2003 19:35 (1)
- Re: Das Wasserstoff-Besäufnis... Hanomedes 07.10.2003 23:34 (0)