Definitiv ja


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Geschrieben von Werner am 08. März 2023 01:35:23:

Als Antwort auf: Re: Meine Flugvorbereiung fängt spätestens am Vorabend an geschrieben von Joachim S am 07. März 2023 23:31:41:

Amerika ist Fliegerland. Flugzeuge haben ungefähr die Bedeutung, wie hier Motorräder. Nicht jeder hat sowas, und ein Teil der Bevölkerung hat auch Angst davor, aber die, die es tun, haben Spaß daran. Und da die Regularien im großen Land recht locker sind (außer in den Ballungszentren, da wirds streng), kann man auch einfach loslegen.

Angenommen, der Video drehende Pilot hätte eine ausführliche Wetterberatung eingeholt und weiter angenommen, sie wäre auch genau so ausgefallen. Was wäre dann die Konsequenz gewesen ? Nicht fliegen ? Es einfach doch probieren ? Woanders hin fliegen ?

Er sagt ja ganz am Anfang, dass er eigentlich hätte umkehren müssen, aber dass er sich diese Strecke (diesen Leg) als Bestandteil seines mehrtägigen Flugvorhabens ausgesucht hatte und dass er es eben wollte. Da es am Anfang seines Einfluges in schlechtes Wetter noch so aussah, als würde es weiter vorn wieder heller, halte ich dieses Handeln für gar nicht unrealistisch, was nicht heißen soll, dass ich es gut finde.

Ich erinnere mich, dass wir Freunde in Ingelheim besuchen wollten. Immer wieder kam was dazwischen. Dann klappte es endlich mal (mit dem Auto) und wir planten, dass wir mal wieder kommen mit dem UL und dann einer nach dem andern einen Rundflug machen könnte. Der Platz Langenlonsheim liegt nicht weit von Ingelheim entfernt und ist auch leicht zu finden, wenn man am Rhein lang fliegt.

Und wieder versuchte der Teufel, es zu verhindern. Das konnte schon gar nicht wahr sein. Beim zweiten geplanten Mal hatte ich Bauch und es ging wieder nicht. Dann, beim dritten Versuch, hatte ich ein Kumpel auf dem Motorradforum schon angemeldet. Er sei auch am Flugplatz und freute sich, wenn wir einschwebten.

Ja und was ? Das Flugzeug hatte einen arg verschlissenen Reifen, aus dem das Gewebe schon durch die Decke schaute. Ich dachte das wäre längst gemacht worden, immerhin hatten wir einen fest angestellten technischen Wart im Verein. Aber neee, nix war, der kaputte Reifen war immer noch drauf.

Was glaubt Ihr, was ich gemacht habe? Ich bin geflogen, mit mulmigem Gefühl, aber ich habe es getan. Bin nicht gerade stolz drauf, aber ich will mal erklären, wie Druck entstehen kann.

Das Wetter war bombig, alle waren gut gelaunt. Die beiden, die auch mal mitfliegen durften, waren begeistert (meine Frau Doktor hat das Bild von uns gemacht)

Flug-nach-Ingelheim-25-08-07-012

Auch das Flugzeug machte eine gute Figur, den kranken Fuß sieht man nicht auf dem Bild.

Der Motorradkumpel wollte lieber nicht mitfliegen, was ich im Nachhinein als gut herausstellte. Und irgendwann ging es dann heim.

Abends kam Nordwind auf, der den Rückflug deutlich verlangsamte. Obwohl im Juli, wurde es doch schon ziemlich dämmrig und ich machte mir Gedanken um den Treibstoffvorrat. Die Geschwindigkeit über Grund nahm immer mehr ab und ich wurde nervös. Sollten wir lieber in Koblenz landen und tanken ? In Langenlonsheim gab es keine Tanke. Aber dann würden wir uns verspäten und vielleicht nicht mehr rechtzeitig vor Feierabend in Hangelar ankommen. Und so flogen wir weiter. Ich war schon gestreßt vom Tag, so schön er auch gewesen war.

Meine Frau Doktor erwies sich als gute Copilotin, rechnete Strecke und Uhrzeit und las immer wieder die Tankuhr ab. Sie meinte "das reicht noch gut"

Tat es auch, im Endanflug auf Hangelar flackerte mal kurz die Reservelampe, es wären also noch rund 10 Liter Sprit im Tank gewesen. Ok aber dann
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platzte bei der Landung der kaputte Reifen. Er hatte einfach keinen Bock mehr. Wäre ich nach Koblenz geflogen, dann wäre das dort passiert, wir wären nicht mehr weggekommen, die Vereinskollegen, die das Flugzeug schon gebucht hatten, hätten sich riesig gefreut - nämlich überhaupt nicht. Das erzeugt alles echten Druck.

Ja und was soll ich sagen, den Reifenplatzer habe ich bei der Landung ganz gut aussteuern können. Bin froh über die Erfahrung, aber - wie gesagt - alles andere als stolz drauf.

Und das sah dann so aus:

Plattfu

Das Flugzeug konnte ich mit vollem Querruder noch einige Zeit gerade halten bei der Landung. als es dann lansamer wurde drehte es nach links und wollte von der Bahn. Weiter rollen mit Motor war unmöglich. Wir stiegen also aus und ich "schulterte mein Schicksal" und so schoben wir, meine Doktorfrau und ich, das Fluggerät zur Halle.

Tags drauf war übrigens ein neuer Reifen drauf.

Solche Sachen sind die Realität. Natürlich kann man jetzt drauf zeigen und die Fehler bekritteln. Tue ich ja selbst, aber man muß eben einfach auch mal sehen, wie sowas zustande kommen kann. Und ich meine, da kann sich niemand von frei sprechen.

Gruß

Werner

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