Also......


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Geschrieben von ray am 10. April 2024 13:15:45:

Als Antwort auf: superinteressant ! geschrieben von Werner am 08. April 2024 22:05:55:

Moin,

fast nix(!) ist einfacher als einfach mal eine kleine (Kohlen!)Esse aufzubauen und
-als wenn das nicht schon genug wäre- dann einfach mal etwas Stahl in eine Form zu bringen,
die entweder künstlerisch(auch subjektiv!) oder praktisch wertvoll ist. Klingt banal, aber welche Freude z.B. stabile Eimerhaken
nicht kalt gebogen, sondern warm geformt und etwas ausgespitzt oder so Krempel bringen. Man hält es kaum für möglich, wieviel Spass man dran haben kann. Ein Bügel für
irgend etwas für die Kawa? Schmiede es ( passt zwar nicht an den verchromten Hobel, aber die Idee ist gut finde ich..).

Irgendetwas mit Schnörkeln für den Garten im Blickfeld deiner Frau....schmiede es! Rosenbogen..oder einfach kleine (verdrehte? krumme,? jaa!)
Erdspiesse mit breitem Kopf wo du mit Meissel oder Schlagbuchstaben "PETERSILIE" einschlägst! Es geht um das Machen, nicht ob man das nicht auch bei obi aus Plastik kaufen kann.

Was benötigen wir? irgendein Gebläse(wortwörtlich!) nicht übertreiben...du wirst etwas in deinem Saustall
...äh Werkstatt/Haus finden ..bin ich sicher! In meinem Saustall wüsste ich es definitiv... Dann ein paar Backsteine/etwas feuerfestes/schalenartiges
aus Stahl/gusseisen/Stück Eisen oder Tonrohr und fertig ist die einfache Seitenwindesse oder mit einem alten gussrost oder einem gelochten Niroblech
auch das klassische Schmiedefeuer. Beim bauen wirst du kreativ. Sack Holzkohle reicht zum anfixen. Hast du noch haare auf dem Kopp? Vergiss sie!
Klamotten ohne Brandlöcher ...wozu? Gute Zange ist essentiell...etwas Stahl, ne Gripzange , ein rundgelutschter Schlosserhammer sowie etwas ambossartiges
sind auch nötig...nicht erst wochenlang auf kleinanzeigen zusammensuchen...machen!..dann merkt man ob es einen packt.

...so oder so ähnlich hab ich das vor ein paar Jahren gemacht. Tatsächlich habe ich damals bedauert, nicht bei meinem Opa in die Lehre gegangen zu sein-
es wäre technisch möglich gewesen, aber Maschinen, Autos und Studium haben mehr gezogen und Hufschmied war nicht so meins.

Aus der familiären Erfahrung: Die klassische Dorfschmiede hat mein Oppa in dritter Generation in den Mitte 60er zwar nicht ganz aufgegeben, aber neben der
Entlassung der Lehrlinge musste er als Heizer in die nächste Stadt in die hier damals florierende Möbelindustrie als Lohnarbeiter.
Pferde zum Hufbeschlag waren passee, die erste Welle der Mechnaisierung der 50er durch Schmiede war durch und für moderne Ackergeräte fehlte Kompetenz.
Ein Handelsvertretung für Heinkelroller (eine Art Franchise-System) brachte die Familie fast in den Ruin.

Schmiedearbeiten und Reparaturen/Schweißungen an Ackergerät wurde vom Haupt- zum Nebenerwerb. Erst in den späten 70ern/80ern -in Rente- kamen auch wieder mehr
Pferde durch das florierende Hobbyreiterei, Turniere etc. in die Schmiede. Hufbeschlag im Akkord könnte man sagen. Da war Oppa sehr zügig - geschuldet wohl der
Ausbildung als Hufbeschlagmeister bei der Wehrmacht...da saß Drill hinter. Da war ich dann als Dötz und jugendlicher
dabei. Ich durfte für ein anderes Standbein- Fertigung von Gartengeräten, Hacken, Harken, Jäter, Grubber, Sensenschutze nach und nach und dem Alter
entsprechend wenn ich wollte und für Heiermänner - diese fertigen. Das war einfach und mit Amboss, Hammer, Feuer Standbohrmaschine und einem riesengroßen
Schweißtrafo aus den 30ern und Elektroden leistbar. Farbe druff, Holzstiele dran und einmla pro Monat kam ein "Vertreter" mit Hut im /8er vorbei und lud gegen
Bargeld die Stücke ein zum Verkauf an den Landhandel. Ich sehe, finde und nutze heute noch derlei Gerät im Dorf und freue mich über diese direkte Erinnerung.
Eine doppelreihige Harke aus Profilstahl der Zeit liegt satt in der Krume und vergeht nicht- man biegt nur mal nen Zinken gerade. Die Hackenblätter wurdden aus
ausgemusterten Bandsägebättern der Holzbuden geschliffen....was denkste wie lang so ein Stahl mit 65HRC als Gartengerät wohl hält...richtig..ewig!

Die Pferdeleute waren auch speziell... von "neureichen" Snobs, Sportreitern, Bauersleut bis richtige "Pferdehändler" im Wortsinn. Von letzten beiden musste immer das
Geld nachdrücklich eingefordert werden und die Bauern entliehen oft Werkzeug um es garnicht, spät oder verhurrt zurückzubringen. Die sparten jede Mark und
als die Schweissgeräte billig zu bekommen waren, brutzelten viele den Kram selber zurecht...wenn es dann nicht hielt, kamen sie an und es musste ordentlich gemacht werden.

Waldarbeiter brachten Keile zum ausschmieden (Stahl war üblich, heute verboten). Die Mofajungs die Krümmer zum ausbrennen und das Resaturant nebenan die
fettigen Gasbrennerköpfe zum ausbrennen. Als Kind habe ich mal einen Stahlkeil der in der Sonne vor der Schmiede lag aufgehoben, dachte Oppa hätte den vergessen.
Das der noch nach dem Anlassen warm war, merkte ich beim zischen der Oberhaut. Man lernt. So viele Erinnerungen.

Bild von Oppa https://www.buchfreund.de/de/d/p/78522622/handwerksbilder-einblicke-in-fast-vergangene ...in dem Buch ist auch ein Sägewerker, den ich kennenlernen durfte....Einfachgatter mit Lokomobile mit Holzresten befeuert-was hab ich Augen gemacht damals und danach wurde zu Hause die Wilesco D20 befeuert.

Er hat das neue Jahrtausend knapp nicht mehr erlebt. Lag eines morgens neben der Schmiede, hatte vorher noch den Haufen Pferdemist vom Vortag weggefegt und
ist einfach Tod umgeschlagen. Well done! Die Schmiede ist Geschichte. Ich habe noch ein paar Zangen und Handhämmer und hänge dra. Ich habe über Jahre ne gute Esse,
eine brauchbaren Amboss und was nötig ist zusammengetragen und weiß ganz genau wo in oder an der Werkstatt das hin soll. Kohlen liegen im Keller (wo sonst)....wenn ich
dazu komme. Gasesse ist nur gut, wenn sie mit Verstand gebaut ist- praktisch und sauber ja, aber es fehlt mir dann an Nostalgie. Für mehr als Hobby sicher umumgänglich.

naja, je tiefer man gräbt..
Gruß, ray


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