Das Wissen darüber versiegt allmählich
Geschrieben von Werner am 20. September 2025 14:50:43:
Als Antwort auf: Re: @Werner von welchen Bauzeitraum und welchen Motoren sprichst Du denn? geschrieben von laden am 20. September 2025 13:30:29:
Moin,
ich habe mal die wikis darüber gelesen, aber so richtig aufklärend ist das nicht. Als Junge habe ich mich natürlich für diese Dinge brennend interessiert, bin ausgelacht worden, als ich gesagt habe, die DLH hätte Postflüge mit Rohölmotoren bis nach Südamerika gemacht.
Ich sag einfach mal, was ich daraus noch weiß: es gab mal einen Funker, dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe, der ist auf den Postflügen mitgeflogen und hat ein Buch darüber geschrieben. Leider weiß ich den Titel nicht mehr, ich habe das Buch in der Schülerbücherei unserer Schule ausgeliehen und verschlungen. Es gab auch Fotos darin.
Im Netz werden nur die Kapitäne erwähnt und nicht die Funker. Nun denn, der Mann ist auf Dornier Wal (Do 16) geflogen und auch auf der späteren Do 18. Aus Kostengründen (Verbrauch) und wegen der Reichweite wurden für die Postflüge die Rohölmotoren eingesetzt. Im wiki steht, dass der Sprit in den Flossenstummeln gelagert wurde. Ich habe aber in Erinnerung, dass man die Hauptholme des Flugzeuges dafür verwendet hat, bin nicht mehr 100%-ig sicher, ob das nicht evtl. die Bevorratung des Motoröls war - von dem einiges verbraucht wurde bei diesen Motoren.
Das Militär war mit den Dieselmotoren überhaupt nicht zufrieden. Lastwechsel waren nicht die Stärke der Motoren und Reichweite hat das Militär lieber durch große Tanks erreichtn. Prof. Junkers ist eh bei den Nazis allmählich in Ungnade gefallen, weil er Pazifist war und zivile Flugzeuge mit sparsamen Antrieben bauen wollte. Er mußte noch als alter Mann emigrieren.
BMW hat beste Lobbyarbeit bei den Hakenkreuzern geleistet und damit auch massig Aufträge bekommen. Bei den Junkerswerken arbeitete ein Dr. Gaßner, der die Zweitaktmotoren optimiert hat und vor allem das Spülverhalten in den Griff gekriegt hat. Aber auch dieser hat sich dann der Entwicklung von leistungsstarken Benzinmotoren gewidmet. Ein junger Konstrukteur hat dabei gute Dienste geleistet und richtig Gas gegeben. Sein Name war Elsbett, hier im Forum bestens bekannt. Dieser hat später wieder Dieselmotoren gebaut, wie ging der Spruch noch, jung gelernt, alt gewohnt.
Aber nun zum Versulzen: zunächst einmal ist Rohöl nicht so kritisch, wie gemeinhin angenommen wird, bzw. es liegt an der Sorte. Richtiges Rohöl, wie es aus der Quelle kommt, ist sog. Gasöl, hat also eine Menge an leichten Stoffen, aus denen halt Benzin und LPG gemacht wird. Die Stockpunkte von Rohöl weichen extrem voneinander ab. Das gemeinhin "schlechteste" Rohöl kommt aus Venzuela. In dieser Region gibt es ja auch den Asphaltsee, wo das Öl bis an die Oberfläche getretetn ist und dort ausgedampft ist.
Iranian white Oil war, bis das Feld erschöpft war, das für die Raffinerien ergiebigste Öl mit sehr niedrigem Stockpunkt. Als Werkststudent in der Raffinerie habe ich die Spezifikation einmal gesehen, habe aber keine Unterlagen mehr darüber.
Auf alle Fälle haben die Flugboote Rohöl gekriegt, was pumpbar war von Natur aus. Ob dann die Tanks geheizt wurden, kann ich nicht sagen, ich glaube es mal nicht. Die Flugboote sind nicht sehr hoch geflogen und schon gar nicht über dem Wetter, hatten keine Druckkabine, flogen die Südroute mit Überquerung des Äquators, also in warmen Gebieten. Die militärisch genutzten Junkers Diesel wurden mit Diesel betrieben. Da hat man schon aufgepaßt, dass der Stoff nicht versulzt.
Für die Rohölförderung der ersten 5 Dekaden ging man hauptsächlich auf Leichtöle. Andere Lagerstätten wurden zwar exploriert, aber galten als förderungsunwürdig. Begleitgase hat man damals einfach abgefackelt, da sind TerraJoules in die Luft gegangen, dass es einem das Herz weh tut. Nach und nach versiegten die ersten Stätten, so daß man schrittweise auf weniger leichte Öle ging und die Verarbeitungsverfahren immer weiter ausgebaut hat. Kein geringerer, als Ferdinand Piech hat sehr gut erkannt, dass die Zukunft bei den Mitteldestillaten liegt und hat im VW-Konzern den Diesel einfach "verordnet". Wer nicht spurte, flog raus und basta. Das hat besonders bei einigen Audi-Managern zu Nackenschlägen geführt.
Inzwischen ist man in der Lage, Schweröle so zu hydrieren, dass man daraus noch brauchbar Benzin machen kann.
Also kurz: nicht verwechseln, Rohöl kann durchaus gut flüssig sein, Schweröl, das ist der Rest aus der Kolonne ganz unten, wurde in den Jumons nicht verbrannt.
So etwas können nur die ganz dicken, die zur See fahren ! Hier mal ein Bild eines 12 Zylinders mit fetten Einzelauspüffen aus dem Land der aufgehenden Sonne (Lizenzbau MAN):
Gruß
Werner
- Re: Das Wissen darüber versiegt allmählich laden 20.09.2025 18:33 (1)
- So ungefähr Werner 20.09.2025 21:00 (0)