Filterlogik?


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Geschrieben von Heinz am 21. Januar 2016 09:18:49:

Als Antwort auf: Re: "wo liegt dein Problem?" geschrieben von uli124125 am 21. Januar 2016 00:04:27:

Hallo Uli124125 und alle,

deine Ausführungen zu den fraglichen Motoren habe ich mit Interesse verfolgt.
Nun kenn ich mich mit Vorkammermotoren und Reiheneinspritzpumpen nicht recht aus, vielleicht liegt das auch an meinem Geburtsjahrgang und dem Mangel an einem eigenen entsprechenden Anschauungsobjekt. Egal, da mische ich mich nicht ein.
Die Filtertechnik hingegen ist etwas, wo ich mich einbringen wollte, da habe ich umfangreiche Erfahrungen.
Die Frage ist ja letztlich, welche Ursache es im Einzelfall hat, warum der Filter "zu geht" bzw. um es physikalisch besser auszudrücken, der Differenzdruck am Filter bei gegebenem Volumenstrom zunimmt oder, was dasselbe ist, der Volumenstrom bei maximal darstellbarem Differenzdruck abnimmt.
Jedenfalls ist da etwas, was im Filter hängen bleibt. (Es gibt auch noch den Fall von ungeeignetem Filtermaterial, z.B. Filterpapier das mit Pöl aufquellen kann, davon gehen wir aber nicht aus.)

Sobald man Öl oder auch Fette nutzt, die bei niedrigen Temperaturen Fraktionen haben, die fest werden können, kommt man um das Heizen nicht herum. Schon Diesel, der nicht entsprechend additiviert ist, kann Paraffine enthalten, die bei niedrigen Temperaturen kristallisieren. Wenn du reines Rapsöl fährst mag das in der Praxis nicht relevant sein. Bei gebrauchtem Speiseöl mit Palmanteil oder tierischen Fetten geht das schon weit in den Plusgraden los mit Eintrübung.
Diese Paraffine sind "nicht filtergängig" und belegen die Filterfläche mit einer Schicht. Dann hängt es nur unwesentlich von der Gesamtfläche des Filters ab, bis dieser zugekleistert ist. Die Paraffine sind ja nicht in Konzentrationen von ppm vorhanden, sondern wachsen mit fallender Temperatur munter an, bis zu einem komplett ausgehärteten Tankinhalt. Da hilft nur Aufschmelzen um den Phasenübergang von fest nach flüssig zu vollziehen. Andernfalls diente dein Filter quasi einer mechanischen Fraktionierung des Kraftstoffs, was ja kaum Sinn der Sache sein soll, oder?
Wenn dein Sprit bei niedrigen Temperaturen eintrübt, ist eine Heizung auf alle Fälle empfehlenswert. Stell mal ein Fläschen auf die Fensterbank...

Ein größerer Filter, wie von Dir vorgeschlagen, bringt letztlich dann einen Vorteil, wenn mit einer gewissen Gesamtverschmutzung im Sinne von auch bei höheren Temperaturen vorhandenen größeren Partikeln zu rechnen ist.
In einem modernen LKW sind die typischen Serviceintervalle jenseits der 100.000km heutzutage. Der Filter hat dann ca. 30.000 Liter Diesel gefiltert (das ist mehr als ein Straßentankzug) und sollte dabei keinerlei Probleme machen. Der Durchfluss durch den Filter geht dabei hoch bis mehrere Liter pro Minute bei einem Differenzdruck von nicht mehr als 5 bar. Das muss der können.

Ich denke in deiner Anwednung sprechen wir eher von etwa 5000 Liter gefiltertes Material bis zum Filterwechsel. Dafür sollte es eigentlich keinen großen Filter benötigen. Besser filtriert man den Kraftstoff ordentlich, bevor man ihn vertankt, das reduziert Kosten, Risiko und technischen Aufwand.

Meine Erfahrung: Bei Verwendung von Ölen und Fetten als Kraftstoff ist eine Filterheizung immer empfehlenswert. Das darf schon richtig warm werden (40 bis Kühlwassertemperatur), das ist kein Schaden. Um gleichzeitig unnötige "Alterung" (Oxidation) des Kraftstoffes zu vermeiden, sollte der einmal aufgeheizte Kraftstoff dann auch dem Motor zugeführt werden. Warmen Sprit nicht mit Luft aufmischen. Rückläufe von warmem Sprit in den Tank würde ich dahingehend nicht empfehlen. Rücklauf des Motors wieder mit dem Vorlauf verschneiden. Wichtig: VOR dem Filter wieder zuführen. Zumindest neuere Motoren bringen gerne mal Metall-Abrieb aus dem Einspritzsystem zurück, den sollte man rausfiltern, das hat in den Injektoren nichts verloren.

Die benötigte Heizleistung ist bei Zuführung des Rücklaufes vor dem Filter nicht sehr hoch. Bei moderneren Motoren, insbesondere den rein hochdruckseitig geregelten Common Rail kommt der Rücklauf sogar so heiß, dass man einen Wärmetauscher für die Kühlung des Kraftstoffs benötigt - genau dafür ist der bei Pölern gerne verwendete A8-Wärmetauscher ursprünglich auch konzipiert.

Alles keine unerklärlichen oder unerklärbaren Phänomene, oder?
Gemacht - und hiermit berichtet!

Grüße
Heinz



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