Oha!


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Geschrieben von Werner am 03. August 2005 19:26:36:

Als Antwort auf: Pöl - Brennstoffzelle? geschrieben von amdamdeath am 03. August 2005 16:24:13:

Moin Andi,

darüber kann und wird man noch Jahrhunderte spinnen.

Mal erst so als Infos:

1. Die Brennstoffzelle wurde er- bzw. gefunden, als die ersten Dampfmaschinen zögerlich laufen lernten. Es gibt - schwierig zu lesende - Originalabhandlungen darüber, die eigentlich schon erkennen lassen, daß es nicht so einfach ist, wie in heutigen, bunten Prospekten steht. Mit Sicherheit haben die Schöpfer bzw. Entdecker dieses pysikalischen Effekts nicht geglaubt, daß einmal ein solcher Unfug damit getrieben würde.

2. Methanol ist absolut nicht irre giftig. Es sollte zwar nicht getrunken werden und ist klar als giftig eingestuft, jedoch schlagen Diesel oder Benzin diesen Stoff weit aus dem Feld, was die Gefährlichkeit angeht.

3. Der Betrieb einer Brennstoffzelle mit Methanol ist so ohne weiteres nicht möglich. Das Methanol muß in einer On-board Anlage reformiert werden, was empfindlich Energie kostet und die schöne Brennstoffzelle gleich wieder schlechter aussehen läßt, als ein normaler, mit Methanol betriebener Motor. Sollten solche Konzepte einmal weiter voran getrieben werden - was ich nicht glaube - dann wird dieses Konzept heftige Konkurrenz von hochverdichteten, funkengezündeten Verbrennungsmotoren bekommen, die ebenfalls mit Methanol laufen und weitaus problemloser sind.

4. Eine Brennstoffzelle als empfindlich gegen Verschmutzung zu bezeichnen, ist eine ganz gewaltige Untertreibung. Wenn Du nicht ganz sicher reinen Wasserstoff zuführst, ist es bald aus mit der Stromerzeugung. Wir haben für eine Studie einmal so etwas durchgezogen (im Vergleich mit Gasmotor und noch einer anderen Alternative). Da kamen zu den schon teuren Zellen noch einmal Kosten, daß es einem schwindelig wurde.

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So, aber jetzt zu Deiner Frage. Wie kriegt man den Wasserstoff aus dem Pöl. Kein Problem, heiß machen, schon klappts :-).

Aber einer bestimmten Temperatur beginnen sich Kohlenwasserstoffe zu zersetzen. Der Wasserstoff wird dabei als molekulares Gas frei. Das wäre dann die gute Nachricht gewesen.

Einer der schlechten Nachrichten ist, daß das, was übrig bleibt, gelinde gesagt eine Riesensauerei ist. Gefährlich, giftig, krebserregend (da fängt jeder Krebs gleich an zu balzen). Das Zeug klebt nicht nur eine Brennstoffzelle so hoffnungslos zu, daß es über Strommessung kaum hinaus gehen wird, sondern klebt auch im Topf, in dem es erzeugt wurde.

Man könnte natürlich Reinigungsverfahren dahinter hängen, die bis auf x ppm das alles sauber machen. So was haben wir schon gebaut und in Betrieb genommen. Du kannst uns gerne anfragen :-). Allein die Adsorptionsbehälter werden schon so groß, daß ein Peugeot 100er da komplett reinpaßt.

Es ist schon versucht worden, Pöl zu hydrieren, leider ohne befriedigenden Erfolg. Beim Hydrieren wird einer Substanz, die wenig Wasserstoff enthält mit Hitze und Druck der Wasserstoff quasi mit Gewalt angelagert. Rückstände der Mineralöldestillation werden so noch einmal zu Benzin gemacht.

In den 70ern hat man davon geträumt, per Atomstrom viel, viel Wasserstoff herzustellen und diesen dann für Hydrationszwecke zu nutzen. Von der Brennstoffzelle hat man kaum gesprochen. Die war in der Zeit nicht so recht in Mode.

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Ich fürchte, Du wirst keinen Stoff finden, der wie Pöl ungefährlich ist, aber dennoch einfach umzuwandeln. Mit Erdgas gibt es ja auch Versuche. Es ist sehr wasserstoffreich und hat daher den prima Heizwert. Aber wenn man es tanken will, braucht man halt wieder Druckflaschen.


So, langer Text, danke für die Aufmerksamkeit. Vielleicht kannst Du was damit anfangen. Der Wahrheit ins Auge zu sehen, ist nicht immer leicht.


Viele Grüße

Werner

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