Die partielle Verstärkung


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Geschrieben von Werner am 02. Februar 2021 20:37:01:

Als Antwort auf: Re: Poker ;-) - aber kein Strippoker? geschrieben von RoadRunner am 02. Februar 2021 16:05:38:

Moin,

mal was aus dem Felde der Psychologie:

die sog. partielle Verstärkung ist die stärkste Motivation für uns menschliche Lebewesen, an einer Sache dran zu bleiben. Das bedeutet, mal gehts, mal gehts nicht - eben partiell. Wenn wir was tüfteln, nehmen wir Rückschläge in Kauf, solange wir sehen können, dass es irgendwann mal klappt. Klappt es nie, hören wir irgendwann auf, es sei denn, wir sind besessen. Klappt es sofort, ist alles gut, und die Motivation, weiter zu machen, ist nicht nötig.

Das hat uns die Natur so mitgegeben, damit wir nicht gleich aufgeben. Ohne diesen Umstand lebten wir vermutlich noch auf Bäumen und würden sterben, wenn dort keine eßbaren Früchte wuchsen.

Die Psychos haben sogar Verhältniszahlen für sowas, ich erinnere mich an 1:4 oder 1:5, bin aber nicht sicher. Wir baggern z.B. vier mal eine hübsche Frau an, die endlich uns ein Lächeln schenkt. Das motiviert enorm, zwar ist noch nix gelaufen, aber die Hoffnung bekommt überproportional Nahrung. Außerdem wächst die Neugierde. Wir werden also kreativ, um z.B. diese Frau wieder zu sehen.

Wir tüfteln an Motoren, raparieren sie, wissen nicht Bescheid, der Motor macht ein paar Umdrehungen und steht wieder - "Aha, ein Lebenszeichen!" Und wir schlossern weiter, bis das Ding wieder tut. Im Gehirn ist das so vorgesehen, dass wir gerade bei den schwachen Erfolgsaussichten sehr stark motiviert sind.


Leider ist dieser Umstand in der Welt der Spiels geradezu fatal. Ab und zu klappt es, man gewinnt ein wenig. Gedanke: da geht doch mehr ! Gedanke ist es vielleicht nicht, aber Gefühl. Die Kenntnis über die Wahrscheinlichkeiten ist da, aber unser Gefühl läßt uns weitermachen, wir glauben einfach an den Erfolg. Würdem wir ständig nur gewinnen, wäre das ganze sofort langweilig.

Allerdings kommt noch etwas hinzu aus den Kindertagen - als Wünschen noch geholfen hat. Wir fühlen und auserwählt, wenn wir Glück hatten. Wir denken, es liegt an unserem Wert und wollen nicht an den Zufall glauben. Das würde unser Dasein in Frage stellen.

Der Einfluß dieser Effekte ist nicht bei jedem Menschen gleich. Prädestiniert für Spielsucht sind allerdings Leute, deren Kindheit von wenig Zuwendung und nur gelegentlicher (also partieller) Verstärkung geprägt war.

Da bekanntlich Gefühle unsere Entscheidungen steuern, verspielen selbst hochintelligente Menschen ihr ganzes Geld und können nicht aufhören.


Ob solche Leute auch im Aktienhandel unterwegs sind, weiß ich nicht. In den Filmen sieht man sie. Gefühle fahren Achterbahn synchronisiert mit dem Börsenkurs. Ist das nicht schrecklich ??

Gruß

Werner

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