"Lean of peak"


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Geschrieben von Werner am 01. März 2021 13:27:38:

Als Antwort auf: Re: Shell hat das Marketing voll drauf geschrieben von Hanomedes am 01. März 2021 11:44:22:

Moin,

klingt nach magerem Gemisch, ist es aber nicht wirklich. Die Verteilung des Gemisches bei konventionellen Vergasermotoren ist leider nicht gut. Man "leant" nach dem schlechtesten und muß notgedrungen akzeptieren, was die anderen bekommen.

Die "Einspritzer" sind nicht besser. Eigentlich dürfte man sie gar nicht Einspritzer nennen, sondern Membranvergaser. Wenn man ganz lange dran rumstellt, kann man die sog. Einspritzer in bestimmten Bereichen optimieren. Aber schwarze Wolken kommen trotzdem zwischendurch.

Meine Erfahrung mit Flugmotoren, nach dem Wechsel zwei Platzrunden fliegen und das Öl ist schwarz. Beim Rotax sieht das anders aus. Gute - also heile - Motoren haben ein ähnliches "Schwarzwerdverhalten" wie Autos oder Motorräder.

In den Manuals der Flugmotoren stehen feste Regeln, wann man wie das Gemisch stellt. Geleant wird im Reiseflug, so gut es geht, aber nicht wirklich gut (s. oben). Wegen der Gefahr von Motoraussetzern gibt es Schulen, die das leanen grundsätzlich nur ab bestimmten Höhen vornehmen und das auch so lehren.

Stehen Höhenwechsel beim Fliegen an, so ist grundsätzlich die niedrigere Höhe als Bezug zu nehmen. Klar geht das anders, säßen wir beide zusammen drin, würden wir die Motoren so abmagern, dass die Zündkerzen hell sind. Das ist aber nicht Praxis.

Praxis ist z.B. dieser Fall. Eine Cessna, die viel im Schulbetrieb geflogen wurde, machte mit einem Schüler, der noch ganz wenige Alleinflüge hatte, in einer Platzrunde Bruch. Der Schüler kam fast unversehrt raus, das Flugzeug war sehr stark beschädigt. Grund, der Motor war im Landeanflug stehen geblieben und der Schüler hatte die Höhe so eingeschätzt, dass es im Leerlauf reicht, aber nicht, wenn der Löffel steht. Er hat weisungsgemäß nicht versucht, durch Einfahren der Landeklappen etwas mehr Gleitwinkel zu bekommen und hat auch nur einen Wiederstartversuch gemacht. Das war vom Fluglehrer, der am Boden stand und per Funk begleitete, so vorgegeben und war sehr vernünftig, weil der Schüler dabei sehr viel Streß und Aufmerksamkeit verschenkt hätte, um noch halbwegs glimpflich im Gebüsch zu landen.

Da das ein meldepflichter Unfall war, kam das BFU angerückt und hat alles untersucht. Dabei fielen stark verußte und verölte Zündkerzen auf. Alle Bordbücher wurden gecheckt der LTB, der das Flugzeug gewartet hatte, wurde ebenfalls überprüft. Alle haben alles richtig gemacht, aber es ist eben doch passiert.

In der Zusammenfassung des Berichtes hat die BFU empfohlen, bei solcherart genutzten Flugzeugen die Zündkerzen häufiger zu wechseln, als in den Herstellerangaben vorgesehen.

Im BFU-Bereicht stand allerdings auch, dass nicht kontrolliert werden konnte, ob vor jedem Start ein Magnetcheck gemacht wurde. Damit meinen diese Leute, es hätte eigentlich schon vorher auffallen müssen.


Aber wie dem auch immer sei, die herkömmlichen Benzinmotoren laufen sehr fett und sind meist anders nicht zu betreiben - leider.


Wenn man sieht, wie Sternmotoren angelassen werden und welcher Dreck da rauskommt, dann fragt man sich "muß das so fett sein?" Im Manual der Antonov 2 liest man dann, dass man den Primer (also den Zusatzeinspritzer) sofort einsetzen soll, wenn der Vergaser patscht. Man geht also von überfett langsam nach magerer, bis sich was tut, NICHT umgekehrt !!

Tut einem in der Seele weh sowas, aber der Grund ist die Gefahr von Vergaserbränden. Und das gilt für die Boxer genau so, wenn auch in etwas abgeschwächtem Maße. Ich habe schon gesehen, wie brennendes Benzin aus der Cowling einer Money rausgelaufen ist. Beim Anlassen hatte der Motor nur einmal ganz leise "pflopp" gemacht, da war es schon passiert. Vor sowas haben Piloten Angst, also wird noch mehr angefettet.

Wie heiß das Öl an den Zylinderwänden wird, weiß ich nicht. Öltemperatur ist eigentlich in der Praxis eher das Thema, dass das Öl nicht richtig warm werden will. Mein Eindruck ist, das Verkokung durch erhöhten Blow By auftritt, aber ich kann es nicht sagen. Die gemessene Temperatur ist ja nur ein Durchschnittswert.

Zylinderkopftemperatur ist beim Luftgekühlten schon echt ein Thema, aber da sind wir wieder beim Leanen.

Der Rotax hat einfach nur die Köpfe wassergekühlt. Damit kann er mager laufen. Der Urvater des Motors, der 1200er Käfermotor, konnte es nicht.

Gruß

Werner

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