Pöl aktuell, Klarstellungen und Kontakt


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Geschrieben von Heinz am 02. Juli 2020 10:47:58:

Als Antwort auf: Suche pöl fahrzeug geschrieben von Eddy kehls am 01. Juli 2020 07:15:31:

Liebe Leute,

damit hier kein falscher Eindruck entsteht: wer in größerem Umfang oder gewerblich Pöl einsetzt macht das auch heute konform mit den gesetzlichen Vorgaben - warum auch nicht, es rechnet sich ja!

Selbsbezichtigungen hinsichtlich Steuerhinterziehung oder Steuerverkürzung mögen im Einzelfall gerechtfertigt sein, bilden aber KEINESWEGS den Status der Pölerei in Deutschland zur aktuellen Stunde ab.

Weil man ja nicht wissen kann, wer die Diskussion hier alles mitverfolgt (oder später mal lesen wird) und welche Absichten etwaige Leser verfolgen oder Aktivitäten planen, möchte ich doch das hier klarstellen und ergänzen.

Wer heute sein Fahrzeug mit Pöl betreiben möchte, kann das trotz voller Energiesteuer immer noch mit Kraftstoffpreisen von (knapp) unter Diesel machen.
2015 wurde in Deutschland bereits die sogenannten Treibhausgasquote eingeführt. Diese beträgt inzwischen 6%. Ölmühlen, die das kapiert haben und fair rechnen und einen soliden Vertrag mit einem sog. "Quotenkäufer" haben, sind damit in der Lage, dem Kraftstoffkunden entsprechende Preise (für voll versteuertes Pöl!) unter dem Niveau von Diesel anzubieten.
Zugegeben ist das für Kleinmengen nicht unbedingt gegeben, für Abgabemengen in Tankzügen (25 Tonnen) aber eine gelebte Praxis.

Wer das genauer wissen möchte, wie das funktioniert, kann in der folgenden Publikation von Mai 2020 nachlesen, ab Seite 48. Vom Titelblatt des Heftchens sollte man sich bitte nicht irritieren lassen.
https://www.stmelf.bayern.de/mam/cms01/allgemein/publikationen/sub_heft_5_6_20.pdf


Hier ist der Fokus auf die Landwirtschaft gelegt und die Agrardiesel-Vergünstigung § 57 Energiesteuergesetz mit eingerechnet,
Für den Einsatz auf der Straße ist in der Grafik auf Seite 52 das Szenario "Gleichbesteuerung" ausschlaggebend.
Die Kernaussage ist: Die Vergütung für die Treibhausgas-Quote kompensiert die Energiesteuer.

Zugleich ist das TFZ in Straubing (dem die Autoren des Artikels angehören) auch eine kompetente Anlaufstelle für Anfragen der Presse und ggf. auch hier für den genannten Fernsehbeitrag.
Hier weiß man, was akutell Sachstand ist, zumindest beim Rapsöl.

Zugegebn schwieriger ist der Fall mit gebrauchten Ölen oder Frittenfett. Die Anrechnung an die Treibhausgasquote setzt nämlich voraus, das der Kraftstoff sogenannten Nachhaltigkeitszertifikate besitzen muss, ergo die in den Herstllungspfad einbezogenen Betriebe eine Zertifizierung haben müssen... Des weitern setzt der Zoll (das Bundesimissionsschutzgesetz) voraus, dass das Pöl der Norm DIN 51605 oder DIN 51623 entsprechen muss, wofür Nachweise zu erbringen sind.
Die Energiesteuer ist in jedem Fall fällig, und ohne Zertifikate geht der Schuss finanziell eher nach hinten los. Ok - insoweit sind wir von Robin Hood inzwischen ein Stück weit weg.
Wenn es das Altpöl geschenkt gibt sind 47 cent pro Liter (Energiesteuer) aber auch ok. Eine Norm muss das dann nicht erfüllen, wenn es nicht als Biokrafstoff laufen soll. Ich kenne niemand, der sich den Aufwand antut, aber legal machbar ist das.

Alle in allem also kein Grund hier Grabreden auf das Pöl zu schwingen. Genau durch diese Zertifizierung und "Industrialisierung", Normung, steht die Türe offen in den professionellen Sektor. Wenn man von der Umwelt her denkt ist dieser Sektor auch v.a. relevant, hier wird Volumen gemacht.

@Eddy und andere:
Wenn es nicht alleine um die Zurschaustellung von Kuriositäten geht, oder gar den Shitstorm auf Dieselmotoren anzuheizen, sondern ein ernsthaftes Interesse am Status und der Zukunft von Pöl in Deutschland besteht,
wendet Euch an das Technologie- und Förderzentrum in Straubing, hier werden Sie geholfen.
https://www.tfz.bayern.de/biokraftstoffe/index.php

Grüße
Heinz


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