Eimer Farbe drüber schütten


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Geschrieben von Werner am 22. Mai 2022 01:42:40:

Als Antwort auf: Wie lackiert man eine Drehbank? geschrieben von waldi am 21. Mai 2022 21:39:48:

Moin Waldi,

wir haben in unserer Maschinenfabrik die Gußteile auch nicht entrostet. Die Brocken kamen aus der Gießerei, wurden draußen auf dem Gußlagerplatz 3 Monate gelagert und gingen dann in die Fertigung. Klarerweise ist das Zeug in der Zeit gerostet. Die Gußhaut sollte mindestens angegriffen werden, das war das Ziel. Irgendwo meinte ich gehört zu haben, dass durch die Lagerzeit auch noch Spannungen aus dem Guß rausgehen, weiß ich aber nicht mehr.

Jedenfalls hat auf frischen Gußteilen nichts gehalten, die Spachtelmasse konnte man mit dem Spachtel auf dem Eisen vor sich herschieben. Der Meister hat uns das gezeigt und nebenbei so den Schmierfilmabriß im Gleitlager erklärt.

Es gab mal die Idee, die Gußteile erst zu lackieren und dann alles zusammen zu bauen. Das ist weniger Aufwand, als die fertige Maschine zu lackieren, hat sich aber nicht bewährt, weil zu viele Macken in den Lack kamen bei Montage und Nacharbeiten. Also hat unser Paul-Heinrich, der Spritzlackierer, dass alles wunderschön abgeklebt, mit künstlerischer Hand und Spachtel die Fehlstellen im Guß überspachtelt und dann mit Hammerschlag grün oder blau das ganze eingefärbt. Die blanken Metallteile bekamen hinterher nach Entfernen der Abklebung noch diesen roten Schutzlack, der wurde anschließend mit dem Pinsel aufgetragen. Der Mann hatte drei Leute unter sich, die nur abgeklebt, gepinselt und Holzkisten für die Verpackung gebaut haben. Lackiert hat er nur selbst, da durfte sonst keiner ran.

Die Gußhaut von Grauguß kann ganz fies hart werden. Ich habe schon Bohrer stumpf gekriegt, um da durch zu kommen. Meines Wissens bildet sich an der Oberfläche zusammen mit dem Gußsand irgendein Silikat oder so.

Das einfachste ist: "laß es rosten" Das geht bei Grauguß schön kontrolliert und ohne Lochfraß. Wenn man diesen Rost dann abschleifen wollte, müßte man einen enormen Aufwand betreiben - wozu ? In jeder Pore, jeder Rille ist es dann noch braun, da mußt du richtig Material abtragen. Das lohnt nicht, die Kunststoffindustrie hat da was besseres, da geht man über das naturrauhe Zeugs drüber, und nach 20 Minuten kann man die gespachtelte Oberfläche bequem mit der Maschine glatt schleifen, um Lackieren zu können. Ich hab den Geruch vom Spachtel noch in der Nase, wenn ich jetzt so dran denke.

Gruß

Werner

der noch nie darüber nachgedacht hat, seine Drehbank hübscher zu machen

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