Re: Zitat: "Das kann nur gut gehn, wenn wir keine Fehler machen"


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Geschrieben von Werner am 23. Juni 2022 15:23:28:

Als Antwort auf: Zitat: "Das kann nur gut gehn, wenn wir keine Fehler machen" geschrieben von Uli S. am 23. Juni 2022 10:16:19:

Moin Uli,

ist richtig, sie haben nicht zufällig diesen Mann dafür gefragt. Aber dennoch, es ist auch als Abenteuer verkauft worden - hat ja auch seine Berechtigung.

Die Triebwerke solcher Flugzeuge waren noch nicht das, was sie heute sind, und auch nicht das, was in den 60ern schon in amerikanischen Flugzeugen verbaut war.

Die Nebenstromverhältnisse für den zweiten Kreis waren sehr gering, meist unter 1. Da hatte die Boeing 727 damals schon fast 2. Scherzhaft wurden die sowjetischen Triebwerke auch anderthalbkreisig genannt.

Als Konsequenz ist der Hauptstandschub nicht durch den Fan der zweiten Stufe erzeugt worden, sondern durch beide Kreise ungefähr gleich. Damit die Turbine des heißen Kreises nicht durchbrannte, mußten die Aggregate im Leerlauf wesentlich schneller laufen, als damals schon Stand der Technik war. Sie gaben also eine ziemliche Portion Leerlaufschub ab. Kleiner Vorteil solcher Triebwerke, sie reagieren schneller auf Leistungsänderungen. Der Starfighter hatte nur Einkreistriebwerke und die Piloten waren richtig geil drauf. Die lange Rußfahne haben sie ja nicht gesehen. Und den Sprit brauchten sie nicht zu bezahlen

Da die IL-62 nur an den äußeren Triebwerken Umkehrschub hatte, hat der Kapitän die inneren still gelegt, sobald er abschätzen konnte, dass er sie nicht mehr braucht. Verkehrspiloten nennen sowas "One-way-ticket".

Das Abstellen geht sofort, das wieder Anwerfen dauert Minuten. Und in der Luft die Schubumkehr raushauen, damit sie nach mehreren Sekunden einsetzt, wenn man (hoffentlich) schon am Boden ist, das ist auch nicht ohne. Hätte er alle vier abgestellt, dann hätte nur noch Beten geholfen, dass man auf der Grasnarbe schaft zu bremsen.

Da die Schubumkehr noch vom alten Schlage war und den gesamten Ausstoß zurück gelenkt hat (ist heute nicht mehr so), war das auch eine sehr wirksame Bremse. Angesichts des Staubes, den die Triebwerke eingesaugt haben beim Abbremsen, könnte es einem mulmig werden, aber die werden sich auch gedacht haben "issja das letzt Mal, kann ruhig kaputt gehen . . "


Heute sind die Nebenstromverhältnisse derart hoch, dass man die Triebwerke eigentlich schon als Mantel-Impeller-Turboprops interpretieren kann. Da der Fan 85 % des Standschubes gibt, bleibt der heiße Kreis sehr klein und erzeugt im Leerlauf kaum noch Schub. Bekannte von mir, die Airliner fliegen, sagen, man habe früher nur die Bremsen gelöst und die Fuhre habe sich langsam in Bewegung gesetzt. Heute muß man sie bitten mit etwas Gashebel, sonst bleiben sie stehen.

Gruß

Werner

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