Re: da glaub ich nicht so ganz dran...


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Geschrieben von ESCOR am 07. August 2020 10:32:39:

Als Antwort auf: da glaub ich nicht so ganz dran... geschrieben von Hanomedes am 05. August 2020 14:19:58:

Moin

Das geht schon. Und IQ >130 oder > 140 reicht bereits. Selbst an ner renomierten Uni ging das. Auch EMBA an ner Uni war so kein Problem trotz 50-Stunden-Job daneben. Dafür hat man dann andere Probleme: man hat nie gelernt zu lernen. Wenn also das Buch oder die Vorlesung schlecht ist, rastet man fast aus. Gerade sprunghafte Vorlesungen oder Widersprüche bringen Einen dann total aus dem Konzept, man wird abgelenkt von der Unlogik. Und die spätere Prüfung ist dann Tanz auf Kohlen.

Für mich war es daher auch das Beste, nie was zu notieren oder max. eine A4-Seite. Und dann einfach zuhören, zuhören und direkt ab auf die Hardisk.

Aber zum Thema. Ich hab so viel gemacht und in der Zwischenzeit 6 mal den Fach bzw. Arbeitsbereich gewechselt. U.a. habe ich doziert und Prüfungen geschrieben, Prüfungen abgenommen.

Und dabei viele Kollegen beobachtet und auch Prüfungen mit Kollegen zusammen korrigiert. Dabei stellte ich verschiedenes fest.

Die meisten Professoren sind totale Fachidioten, Physik und Rechnen top, aber Chemie dann keine Ahnung etc. Hinzu kommt eine grosse Anhäufung von Persönlichkeitsstörungen (v.a. Narzissmus, Autismus). Viele haben keine grossen IQ, aber haben Lernen perfektioniert und mit viel Fleiss und Arbeit eine Prüfung nach der Anderen abgelegt.

Und das wichtigste für Dozenten (Empathie, Motivation, Methodik, Didaktik etc.) ist Glücksache. Oft werden die Leute angestellt aufgrund der Publikationen (oh, der hat Beratungsfirma, oh, der hat LLM, EMBA, habil, der war an der under Uni). Renomee und Schein vor Inhalt.

Der Gau sind ja Antrittsvorlesungen, wo sich die Profs in ihrem Fachgebiet suhlen und einen Ablassen, was sie alles wissen, 100 Folien in 2 Stunden, immer spezifischer werden und alle geht der Schuss ab, was für ein Genie da nun kommt. Aber brauchbar und relevant für die Studenten war nichts. Die brauchen viel basics und Nachvollziehbares, Greifbares.

Ich hatte Prüfungen von Kollegen, da sind viele durchgefallen. Was war der Grund? Fehlende Flughöhe und Gewohnheiten. Einer hatte z.B. ein Flair für Vektoren. Also kam das oft in den Prüfungen. Aber im Unterricht hatte er Vorgaben und so waren die Vektoren wenig behandelt, in den Prüfungen aber immer abgefragt. Flughöhe? Die meisten Kollegen hatten Forschungsarbeiten, Lieblingsthemen etc. und mit der Zeit ein "Spezialgebiet" mit extremer Wissenstiefe. Und wenn die Fragen aus diesem Thema gestellt haben, dann war das extrem komplex. Ich habe einmal einem Kollegen gesagt, das wüsste ich selber nicht. Oder: ich verstehe schon die Fragestellung kaum. Aber nach 20 Jahren Prüfungen hat der Eine immer perversere Details gefragt. Er meinte, die alten Prüfungen sind um Umlauf, ich muss quasi mit den Fragen ein Wettrüsten machen....

Und warum Profs anstatt sich zu freuen, dass 60% auf Anhieb die Prüfung geschafft haben, sagen, die Prüfung war zu leicht, ich muss das nächste mal wieder die Schrauben anziehen (siehe Persönlichkeitsstörung, elitäres Denken etc.), ist schlicht eine Krankheit.

Fazit: Ich behaupte, es liegt oft an den Professoren und den Prüfungen. Die Menschheit selber ist ja immer etwa gleich klug. Und faire, verständliche machbare Prüfungen zu schreiben ist eine rare Kunst. Man muss sich hinterfragen und immer wieder abgleichen. Hab ich das an der Vorlesung erwähnt. Ist es zu komplex (für mich nicht, aber für die Studenten?). Gibt es genug einfache Fragen, sodass man 30% der Punkte mit links machen kann, dann 30% der Punkte mit rechts. 20% der Punkte nur mit Lernen und den Rest der Fragen sind dann für die besten 20%. Oft versteht man die Frage selber klar wie Klossbrühe und sieht v.a. das Klar, der Student aber sieht nur die Klossbrühe. Gute Prüfungen musste ich mehrmals umschreiben. Und das braucht sowas wie "Prüfungsempahthie", das vor allem die Geisteswissenschaftler selten mit an Bord haben. Das braucht Zeit, die sich Viele nicht nehmen. Zudem denken die Meisten, ich bin der Prof, ich weiss Alles, warum sollte meine Prüfung schlecht sein, denn ich bin der Experte. Ein sich hinterfragen ist an der Spitze Mangelware.

Hinzu kommt (siehe oben, Persönlichkeitsstörungen von Lehrern und Dozenten oder auch Führungskräften) oft auch Sadismus, Langweile, Faulheit und fehlende Motivation. Statt Prüfungen ständig zu verbessern, abzustimmen und mit dem eigenen Unterricht abzugleichen wird einfach mal schnell ne Prüfung geschrieben. Ob dann viele Durchfallen oder nicht, interessiert die Wenigsten. Man ist unkündbar, verdient gut, aber doch weniger als bei BMW, Audi oder Deutsche Bank und ist darum doch nicht zufrieden. Nach 10 oder 20 Jahren Statik I und Beton II ist dann einfach die Luft draussen. Man kennt den Stoff auswendig, bereitet sich nicht mehr vor. Nimmt die alten Folien. Ausnahmen bestätigen die Regel. Und die Ausnahmen bestätigen dann auch, dass es ein Riesenaufwand ist, alle Jahre wieder Neues zu machen und sich zu bewegen.

Ich würden also meinen, dass ein Durchfallen trotz IQ und seriösen Lernen (machen/haben wohl die Mehrheit der Studenten) v.a. ein Problem der Prüfung selber ist, nicht der Studenten.

Da hilft nur nochmals versuchen. Oder dann alte Prüfungen analysieren und Muster erkennen. Oder dann die FH oder Uni wechseln. Und unbedingt die Profs./Unterricht bewerten. Und dies knallhart. Denn auf Bewertungen wird immer mehr Wert gelegt.

Sei Stolz auf Deine sicher coole Tochter. Und suche nach neuen Wegen, aber schaut nicht zurück und sucht den Fehler nicht primär bei Euch. Vielleicht kann man die bestehenden Credits nehmen und in einem besserem Studium anrechnen lassen etc.

Akademie ist viel heisse und elitäre Luft und hat wenig mit der Realität zu tun.

Liebe Grüsse aus der Schweiz

Edi


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