Re: Kausalität
Geschrieben von Heinz am 25. Juni 2025 12:28:05:
Als Antwort auf: Kausalität geschrieben von Werner am 25. Juni 2025 11:27:48:
Hi Werner und Mitleser,
danke für deine kritischen Anmerkungen, die ich erwidern möchte. Dein Post hat eine philosophische Dimension und eine technische. Beide will ich kurz anreißen.
Der „Testbericht“ ist ein Zwischenbericht, zu dem was ich gemacht habe. Es ist kein Gutachten mit dem Anspruch auf eine Erklärung der Ausgangsfrage. Vielmehr soll er zeigen, was ich schon erledigt habe, wo ich Zweifel habe und ja genau, was ich nicht weiß und wo ich gerne Ideen von Euch hätte um weiter zu kommen.
Vorab mal was zur „Fehlerkultur“ oder auch der „Kultur des Scheiterns“: Leider ist es gerade bei wissenschaftlichen Arbeiten sehr üblich, nur über die tollen Ergebnisse und einzigartigen Methoden zu berichten, nicht jedoch über das, was man beackert hat, ohne was zu finden und wo man sich vielleicht der Lächerlichkeit preisgeben würde, weil man ungeeignete Methoden angewendet oder Trugschlüssen aufgesessen ist. Das hat einerseits damit zu tun, seinen Wissensvorsprung zu schützen und Konkurrenten nicht zu sehr aufzuschlauen, um im Wettbewerb (um Drittmittel oder im Markt) besser dazu stehen. Andererseits führt es dazu, dass viel geistiges Potential verschwendet wird, weil parallel viele Leute am gleiche abreiten, ohne voneinander zu wissen und ohne Erfolg.
Das ist in etwa so, wie beim Pilzesammel. Man läuft durch den Wald und sucht und sucht und findet nichts. Dann kommt man (mehr oder weniger zufällig) an einen Platz mit wunderschönen Steinpilzen. Nun macht man eine Insta-Story von dem Plot mit der Beschreibung des Standorts und der Bedingungen und warum genau da die schönsten Pilze wachsen und das man die deshalb gefunden hat, weil man die entsprechende Fachkompetenz etc hat blabla.
Teil der Insta-story ist aber nicht: Ich bin 5 Stunden durch den Wald gelaufen, hab nichts gefunden und hab eigentlich keine Ahnung von Pilzen. Man wird aber auch den Platz nicht mit Geo-Koordinaten verraten. Und wenn man im Wald einen anderen Sammler trifft, wird man auch nicht sagen: Da hinten brauchst du nicht mehr zu suchen da war ich schon, nichts zu holen.
Bei der konstruktiven Arbeit im Team ist es m.E. aber essenziell, offen und ehrlich zu beschreiben, was und wie man etwas macht, welche Hypothese man damit im Versuch verifizieren möchte, und auch, wo die eigenen Grenzen des eigenen Wissens sind. Und das in regelmäßigen Abständen, auch wenn man noch nicht fertig ist, sonst besteht die Gefahr, sich in einem Loch einzugraben und die Übersicht zu verlieren.
Zur Technik: Ich teile deine Sicht, dass der Sensor wohl defekt ist. Und das leitet sich genau daraus ab, dass dieser in meinem beschriebenen Setup KEINE Kausalität zwischen seinem Schaltverhalten und den Umgebungsbedingungen „in Öl“ oder „trocken“ zeigt. Mal so, mal so.
Ich hätte es auch anders formulieren können: Ich habe die Ursache für das Umschalten, das ich ja zweifelsfrei messen kann, noch nicht gefunden.
Auch hätte ich weitere Versuche anstellen und ausführen können zu Kausalität, Korrelation und Koinzidenz verschiedener Versuchsparameter und dem gemessenen Spannungswert. Das schien mir aber nicht sinnvoll – bevor ich nicht eine Zweitmeinung eingeholt habe.
Denn: Sobald ich eine Annahme über die mögliche Ursache treffe, kann ich diese entsprechend beeinflussen oder auch nicht. Ich halte mich da an die Regel, Annahmen zu treffen, die sich im Rahmen des Versuchs auch überprüfen lassen. Das dient vor allem der Abgrenzung zwischen „Wissen“ und „Glauben“. Als Beispiel habe ich einen Wackelkontakt im Kabel genannt, den man beheben könnte. Diesen habe ich aber bereits ausschließen können. Die Frage nach Ideen beziehen sich einerseits darauf, ob ich in der Versuchsanordnung etwas ändern könnte (so wie von dir auch angedacht) oder ob jemand eine schlüssige Erklärung hat, z.B. aus eigener Schraubererfahrung.
Wenn „die Elektronik kaputt“ wäre, würde ich eher erwarten, dass dieser diskrete Wert für Ölmangel überhaupt nicht mehr erreicht werden würde (weil irgendwas durchgebrannt ist, ein Elko geplatzt, eine Lötstelle mechanisch kaputtgerüttelt, die thermische Belastung ihr übriges getan hat).
Und schließlich habe ich dem ganzen Thread den Vorbehalt vorangestellt, dass das Projekt unwirtschaftlich ist, und auf Geduld und Schraubererfahrung aufbauen soll.
Danke nochmal für deinen Input, Werner. Ich werde wieder berichten, auch wenn es den Eindruck verstärkt „ich weiß auch nicht“. Dieses werden ich wieder unter die Überschrift „Zwischenbricht“ stellen, damit du es ggf. nicht lesen musst.
Schönen Sommertag.
Grüße Heinz
- Wenn se nur mal alle so wären ... waldi 25.06.2025 21:49 (0)
- Kommt halt drauf an, was du willst Werner 25.06.2025 21:20 (6)
- Re: Kommt halt drauf an, was du willst Heinz 26.06.2025 08:40 (5)
- Re: Kommt halt drauf an, was du willst Gary 26.06.2025 09:31 (4)
- Re: Kommt halt drauf an, was du willst Heinz 26.06.2025 09:58 (3)
- Re: Kommt halt drauf an, was du willst Gary 26.06.2025 12:29 (2)
- Re: Kommt halt drauf an, was du willst Heinz 26.06.2025 13:21 (1)
- :-) (ohne Text) Henzo 26.06.2025 13:55 (0)
- Re: Kausalität Joachim S 25.06.2025 12:57 (0)