Re: Bedienungsanleitungen
Geschrieben von Werner am 05. November 2025 17:32:24:
Als Antwort auf: Bedienungsanleitungen geschrieben von huebi am 05. November 2025 11:45:46:
Moin,
ja, eine große Schwierigkeit ist, wenn man die Leute nicht kennt, für die man schreibt. Fängt man bei Adam und Eva an, dann wird es nicht gelesen, weil zu lang, nach der ersten Seite kommt hektisches Geblätter "wo steht denn jetzt das mit der Umkehrung bei dem Anwendungsfall XY !"
Setzt man dagegen voraus, dass die Leute ein Grundwissen haben, kann es auch schon wieder zu wenig sein, was man schreibt. Spaltet man die Kapitel in "Erste Schritte" und "für Geübte", wird der Schreibaufwand nicht unerheblich.
Alles irgendwie hingekritzelt und ab in Übersetzungsbüro birgt ebenfalls sehr viele Risiken. Das Problem ist nicht die Sprache, sondern das Unverständnis des Übersetzenden. Fachübersetzer gibt es, die sind aber teuer und extrem lästig. Sie fragen nämlich den Autor des Textes erstmal Löcher in den Bauch und hören damit nicht auf, wenn dieser längst erkannt hat, dass er Mist geschrieben hat.
Wir hatten früher die Übersetzerin in der Firma selbst sitzen, die hat sich jeden gekauft, der unverständlich geschrieben hat. Sie konnte von Deutsch nach Englisch, nach Spanisch, nach Französisch (was nur ganz selten vorkam), und in der spanischen Dependance saß noch eine Schwedin, die den skandinavischen Raum abgedeckt hat incl. Finnisch. Die war allerdings mehr so gestrickt, übersetzen, nicht nachdenken, fertig werden.
Wenn man die Leute kennt, für die man schreibt, wird es leichter. Bei Inbetriebnahmen habe ich immer nur erstmal ein grobes Gerüst abgegeben, was eh kaum einer gelesen hat. Dann habe ich morgens eine kurze Aufstellung der Schritte für den Tag gemacht und mit dem Betreiber zusammen die Punkte durchgeführt. Gefundende Einstellwerte usw. kamen ins Protokoll und später ins Betriebshandbuch. Dieses wurde erst NACH der Inbetriebnahme fertig gestellt. Alles andere wäre falsch gewesen, da man es doch wieder hätte ändern müssen. Und - so unser Planungsprofessor damals in der Hochschule - "was der Mensch einmal gelesen hat, merkt er sich, weil er in dem Moment die größte Aufmerksamkeit hat. Was dann noch später alles kommt, ist reine Glücksache, ob es überhaupt beachtet wird !"
Recht hatte er, der Professor. Vorab war rauszugeben, was nicht ganz sicher stimmt, ist gefährlich.
Wie gesagt, am Schluß kannte man sich und es fiel mir leicht, eine Anleitung zu schreiben, aber wenn wenn ein Produkt in die Hände von jedermann kommt, was dann ? Telefone laufen sich heiß, der Händler weiß es auch nicht so genau, fragt nach der Herstellnummer, weil inwischen schon wieder drei bis sieben Änderungen ins Produkt eingeflossen sind. Hat der Kunde es endlich geschafft, dass das Ding halbwegs das tut, was es soll, will er meist - verständlicherweise - sich nicht mehr hinsetzen und alles dokumentieren, sondern den ganzen Mist möglichst schnell weg haben. Ich bekenne, dass mir das auch so geht, wenn ich irgendwas anmelden muß, wo man -zig Kartennummern und Gedöns bereit halten muß und wenn die automatische Spracherkennung schon weiter geht, obwohl man das nicht so schnell gefunden hat.
Freuen wir uns, dass wir zurzeit keine anderen Sorgen haben, dass in unserem Land kein Krieg ist und dass es mehr Übergewichtige Menschen gibt, als Unterernährte. Unsere Arbeit ist so rationalisiert, dass wir ausreichend Zeit haben, uns mit Dingen zu beschäftigen, die wir nicht verstehen.
Gruß
Werner
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