Bedienungsanleitungen


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Geschrieben von huebi am 05. November 2025 11:45:46:

Als Antwort auf: Re: OT: Argere mich seit fünf Tagen mit dem Hoymiles-Solarspeicher herum geschrieben von Werner am 04. November 2025 20:51:30:

Moin Werner.

Gute Bedienungsanleitungen zu schreiben, ist eine Kunst, ist aufwändig, kostet viel Zeit und damit auch Geld.

Schlechte Bedienungsanleitungen kosten aber auch viel Geld.

Hewlett Packard hat mal alle Bedienungsanleitungen umgeschrieben. Dabei wurde der Satz "Please press any key." durch "Please press the space bar." ersetzt. Die Notwendigkeit hat sich gezeigt, da viele Menschen dann "Shift", "Alt" oder "Ctrl" gedrückt haben. Diese Tasten modifizieren aber nur das Signal der anschliessend und gleichzeitig gedrückten Taste und werden deshalb nicht als gedrückte Taste vom Programm wahrgenommen.
Die Einsparungen im Telefonsupport bewegten sich schon im folgenden Jahr im mittleren zweistelligen Millionenbereich.

Ich musste mal eine Anleitung zum Wechsel eines Netzwerkmessgerätes schreiben.
Ein Problem war, dass kein Techniker dieses Gerät wirklich kannte.
Das zweite Problem war, dass in den traditionellen Prozessen keine Rückmeldung an den Auftraggeber vorgesehen war.
Jetzt ist gleichzeitig so, dass beim Erteilen des Reparaturauftrags nicht bekannt ist, welcher Techniker das macht.

Ich habe dann eine Anleitung mit einer Zusammenfassung am Anfang geschrieben.
Im weiteren Verlauf habe ich dann jeden einzelnen Schritt beschrieben.
Damit ich auch keinen Schritt auslasse, habe ich die Aufgabe mit Laptop und Netzwerkgerät erstmal am Schreibtisch selbst gemacht.
Anschliessend bin ich mit dem fertig vorbereitetem Gerät in ein Rechenzentrum gefahren und hat dort so ein Gerät selbst gewechselt.

Dabei ist mir dann aufgefallen, dass die Rückmeldung an die Zentrale per Telefon noch ein paar mehr Telefonnummern braucht, um auch sicher jemanden erreichen zu können.
Falls niemand zu erreichen war, stand in der Anleitung dann auch noch drin, wie der Techniker die einwandfreie Erreichbarkeit des Geräts selbst testen kann.

Als dann auch noch dies behoben war, habe ich den ersten Test gemacht.
Die Anleitung kam ausgedruckt mit ins Packet des Netzwerkgeräts, welches ich von Darmstadt nach Hannover geschickt habe. Zwei Tage später fuhr dann ein Netzwerktechniker von Hamburg nach Hannover und hat das Gerät gewechselt.
Anschliessend hat er mich angerufen. Das war das erste Mal, dass ich irgendeine Rückmeldung bekommen hatte.
Der Techniker meldete Vollzug, ich testet das Gerät und liess mir dann erzählen, was er von der Anleitung hält und ob er noch irgendwelche Ergänzungen für notwendig hielt. War nicht der Fall und er war sehr zufrieden.
Ich war es dann natürlich auch.

Wenn man eine Anleitung schreibt, gibt man Anweisungen, die oft wieder zu Fragen führen.
Um diese Fragen zu erkennen, hilft es, sich möglichst blöd zu stellen. Die eigene Betriebsblindheit und das eigene Wissen um die Materie kann einem da ganz schön im Wege stehen.
Direkt anschliessend, also im nächsten Satz, sollte man die Frage beantworten.

Beispiel:
"Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche ziehen."
Der Nippel ist das tropfenförmige Teil aus silber glänzendem Aluminium. Die Lasche ist das längliche kurze Band, ähnlich eines Gürtels mit einem Loch, was etwa die Grösse des Nippels hat. Durch dieses Loch ziehen sie nun den Nippel. Von welcher Seite der Lasche sie den Nippel durch die Lasche ziehen, ist egal.

Die Erklärung ist meisstens viel umfangreicher als die blosse Anweisung.
Das vermeidet aber viele Rückfragen und Frust beim Benutzer. Und dieser Frust kann die Begeisterung für das Produkt dann schnell in Ablehnung umschlagen lassen. Und diese Ablehnung wird dann weiter erzählt.

Eine gute Anleitung kann also den Ausschlag über den Erfolg des Produkts sein.


Viele Grüsse,
Hübi

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