Re: Materielle Not? Gibt doch alles geschenkt heute.


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Geschrieben von Der Große 945 am 27. Juni 2012 11:33:22:

Als Antwort auf: Materielle Not? Gibt doch alles geschenkt heute. geschrieben von Funman am 27. Juni 2012 10:37:58:

Hallo Hajo,
dass wir in einem der reichsten Länder der Welt leben, ist mir klar, und dass hier viel Gutes weggeworfen oder wenns nicht mehr schick ist, günstig oder kostenlos zu haben ist, weiß ich auch. Siehe ebay.

Der Hinweis auf Kleiderkammern und kostenlose Kulturangebote ist einerseits vollkommen berechtigt, andererseits jedoch wieder ein Beispiel für die Tendenz, den Einzelnen Menschen nur bedingt oder gar nicht sehen zu wollen. Es klingt ein bisschen so, als wäre alles austauschbar und passend für jeden: der Besuch des kostenlosen Seehundbeckens ist genauso gut wie Fußballspielen im Verein.

"Wir leben seit den 70ern im materiellen Überfluss". Das ist eine herrliche Verallgemeinerung, die auf viele Leute in unserem Land schlicht nicht zutrifft.

Ich kann Dir z.B. aus eigener Erfahrung versichern, dass es ein absoluter Glücksfall ist, gebrauchte Kleidung für Dein Kind in der passenden Größe zu finden, sobald es etwas mehr als 0815 Standardklamotten sein müssen. Siehe Schneeanzug mit Fütterung, die den Namen verdient, oder Schurwolllangarmoberteil. Die normalen Sachen und erst recht die billigen gibt jeder gerne her und die gibts daher an jeder Ecke; sobald es ein bisschen individueller wird, hast Du schlechte Karten. Und mit individuell meine ich jetzt nicht Markenklamotten wegen der Marke, sondern Klamotten mit Qualitätsmerkmalen, die Deinen Bedürfnissen entsprechen, z.B. ausreichend warm, weil Du schnell frierst. Sowas ist in unserer Gegend definitiv rar.

Genauso das Beispiel mit der kostenlosen Kultur. Wenn der Mann aus meinem Beispiel nunmal für sein Leben gern Fußball spielt und sein Verein für ihn ein ganz wichtiger Bestandteil in seinem Leben ist, wie blöd müsste ich als Staat sein, ihm diese Verankerung in der Gesellschaft zu nehmen, nachdem er die Verankerung auf der Arbeit ja schon losgeworden ist, und ihm zu sagen, er solle doch die zahlreichen kostenlosen Kulturangebote in Anspruch nehmen? Hajo, wir reden hier über ein paar Bier im Monat. Das ist doch lächerlich, über solche Beträge zu diskutieren. Demgegenüber soll jemand sein Leben mehr oder weniger komplett umkrempeln und seine Leidenschaft inklusive Bindung an die Gesellschaft aufgeben, um in das Schema zu passen. Wie groß sind denn die Chancen, dass ein derart entwurzelter Mensch jemals wieder aus HartzIV raus und auf die Füße kommt? Muss man immer erst alles restlos kaputt machen, um dann was Konstruktives zu schaffen?

Gruß

Sebastian

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