Sehr gut !


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Geschrieben von Werner am 27. Dezember 2019 12:24:24:

Als Antwort auf: Re: na ja... geschrieben von Joachim S am 26. Dezember 2019 14:40:26:

Moin Jo,

als Student habe ich mich beim Professor sehr unbeliebt gemacht. Er war schon fast fanatischer Atomkraftwerkbefürworter, die Unfälle waren damals noch nicht passiert, und die Tatsache, dass es dort zunächst einmal gar keine Emissionen gibt, hat ihn total fasziniert.

In meinen Energiereferat habe ich versucht, etwas Berufsethik zu predigen - was mir in meiner Rolle als Student nicht zustand und mir auch übel genommen wurde.

Aber ich wiederhole es noch einmal hier:

Wir, als Ingenieure, sollten nicht den Fehler machen, uns auf ein Podest zu stellen und technokratisch irgendwelche Entscheidungen durchboxen, nur weil wir es können und weil die anderen ja gar keine Ahnung haben.

Techniker sollten soziale, demokratisch und verantwortungsvoll arbeiten und nicht alles machen, was geht. Wenn Menschen Angst haben vor Atomkraftwerken, kann man, so man denn anderer Meinung ist, versuchen, durch Aufklärung Ängste zu nehmen. Gelingt das aber nicht, hat man zu akzeptieren, dass es nicht gewollt ist. Die Angst vor dem Geist in der Flasche gibt es schon seit Jahrhunderten, und die hat man zu respektieren.

(Zitat Ende)

Nach meinem Referat kam ein Kommilitone auf mich zu und fragte, was ich denn hätte, das Know How ginge doch nicht verloren. Daraufhin fragte ich ihn, wer denn all diese technischen Unterlagen in 200 Jahren noch lesen und verstehen könnte, wer denn überhaupt dann noch wüßte, wo sie eingelagert sind.

Hätte ich damals schon gewusst, wie Handys eines Tages die Leute verdummen, hätte ich noch ganz anders argumentiert.

Wer als Techniker nicht für die Menschen arbeitet, sollte lieber in seiner Tüftelbude sich mit Spielereien beschäftigen, die ihn befriedigen, die aber keinen Schaden anrichten können. Essen, Trinken, Schlafen, Vögeln und Sterben tun Techniker genau so, wie andere Menschen auch. Gelegentlich halten sie sich aber für was besseres. Und ab da wird es dann wirklich gefährlich.

Ich halte neben den Gefahren Atomkraft für nicht notwendig. Die Gegner sind auch keine Randgruppe von terroristisch eingestellten Kreaturen, sondern sehr viele Menschen, die nicht möchten, dass extrem komplexe und gefahrgeneigte Anlagen in ihrer Nähe (oder Ferne) stehen und eine Bedrohung darstellen. Ich persönlich möchte es auch nicht haben. Wir tun etwas, was es sonst auf der Erde nicht gibt. Fangen den Geist ein und freuen uns darüber. Aber wehe, wenn der Korken marode wird. Es ist utopisch anzunehmen, dass das niemals passieren kann. McMurphy gilt für AKWs in gleichem Maße, wie für alle anderen Vorgänge und Irrtümer.

Bei der Beurteilung der Gesellschaft würde ich der Atomlobby eher den Status einer Randgruppe zusprechen, als den Atomkraftgegnern.

Grüße

Werner

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