Re: nur noch VER-kaufen möglich


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Geschrieben von Gullideggl am 31. Januar 2021 19:31:05:

Als Antwort auf: nur noch VER-kaufen möglich geschrieben von Henzo am 31. Januar 2021 18:40:43:

Abend Henzo,

genau so ist es.
Und so funktioniert auch der "Shortsqueeze":

Die Leerverkäufer verkaufen geliehene Aktien, um damit den Preis zu drücken (oder weil sie ohnehin auf fallende Kurse hoffen oder beides). Dann wollen sie diese Aktien später günstiger zurückkaufen und die Differenz abzüglich einer Gebühr ist ihr Gewinn. Wenn jetzt die Jungs von WallstreetBets dagegen ankaufen wie verrückt, funktioniert die Taktik nicht mehr: die Preise steigen trotz der Flut an leerverkauften Aktien. Jetzt kriegen die Leerverkäufer ein Problem: sie müssen die nun teureren Aktien zurückkaufen und machen Verluste.

Wenn wie bei Gamestop bis zu 140% der frei verfügbaren Aktien (free float) aber leerverkaufte Aktien sind, wird das problematisch, denn es gibt dann zu wenig Aktien auf dem Markt und es tritt ein zusätzlicher Effekt ein: Die Leerverkäufer müssen irgendwann zurückkaufen - wenn es Termingeschäfte sind dann zu einem fixen Zeitpunkt oder wenn die hinterlegte Sicherheit (Guthaben auf dem Margin-Konto) durch die Differenz zum Rückkaufpreis irgendwann zu gering wird, das passiert bei steigendem Preis und wird jeden Tag schlimmer. Dann MÜSSEN die Leerverkäufer ihre Aktien zurückkaufen und zwar egal zu welchem Preis. Das ist das Grundprinzip.

Wenn dann ein Broker, der in diesem Fall zufällig mit der Kapitalgesellschaft der Leerverkäufer eng verknüpft ist, nur noch Verkäufe zulässt aber keine Käufe, dann spielt er den Leerverkäufern in die Hände, weil diese es dann doch noch schaffen können, an einigermaßen günstige Aktien zu kommen, bevor die kaufwütigen Amerikaner zuschlagen (sie konnten ja mit vielen Brokern zeitweise nicht kaufen). Der Preisanstieg und Shortsqueeze wird unterdrückt oder hinausgezögert. Das riecht dann schnell nach Machtmissbrauch und Marktmanipulation und die Amis (auch Deutsche) kriegen zu Recht eine Wut.

Wenn jetzt die durch Brokereinschränkung wütend gewordenen Amis ihre Aktien aber ums Verrecken halten und nicht verkaufen, herrscht Angebotsknappheit, der Preis steigt stark. Viele kaufen auch noch, wenn sie es über ihren Broker noch können. Es geht dann in Richtung Shortsqueeze, denn es kommt dann noch besser als nur zum simplen Preisanstieg: Durch die Angebotsknappheit und die eigenen Rückkäufe der leer verkauften Aktien unter Zwang des Margin Calls wird der Preis noch weiter hochgetrieben, ein Teufelskreis entsteht und BOOM explodiert der Preis wie man schön am Schaubild des berühmten VW-Shortsqueeze von 2008 sehen kann. Wenn sie ihre verliehenen Aktien unter Angebotsknappheit teurer als verkauft zurückkaufen müssen, explodiert der Preis.

Am Donnerstag erwarteten viele bei AMC einen Preisanstieg, wenn um 15:30 die US-Börsen öffnen. Es gab aber einen Absturz in den Keller, der wahrscheinlich zunächst durch Gewinnmitnahmen entstand. Aber dann ließen der wichtigste Broker des kleinen Mannes nur noch Verkäufe zu und was passiert gerade bei Neulingen? Aus Angst vor Totalverlust bekommen sie bei der Abwärtsbewegung kalte Füße und nutzen die einzige noch verfügbare Möglichkeit: verkaufen. Die, die das Spiel kennen, können nicht kaufen. Die Leerverkäufer freuen sich.

Nächste Woche wird spannend.

Grüßle Jo

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