Elektronik im Auto


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Geschrieben von Sönke Sönke am 10. August 2016 22:37:10:

Als Antwort auf: Wenn ich mir ein Auto wünschen dürfte ... geschrieben von waldi am 09. August 2016 20:56:53:

Nabend Männers,

so aus erster Hand kann ich euch sagen, daß der Preisdruck im (Elektronik)-Zuliefer-Geschäft ein knallharter ist.
Wenn man 0,5% der Umsatzsumme teuerer ist als der Wettbewerb, dann gibts kein Auftrag.

Deshalb werden alle Kniffe gezogen, um möglichst billig herzustellen.
Da nimm man eben immer die kleinsten Widerstände, die gerade noch so gehen. OBWOHL der Entwickler weiß, daß der nicht so robust ist wie der bisherige.
(Für Kenner: gerade wird flächendeckend von SMD 0603 auf 0402 Bauform umgestellt.)
Das Steuergerät muß halt die vom OEM angegebenen Test bestehen. Die laufen dann bestenfalls ein paar Tausend Stunden.
Meistens tun die das auch, wenn nicht, gibst mecker vom OEM und ein riesen Qualitätstrara.

Die im Artikel angegebene notwendige Zeit zur Entwicklung gibt es nicht mehr.
Man hat, wenn man Glück hat, 2,5 Jahre vom mehr oder weniger fertigen Lastenheft bis zum Serienstart.
Nominell muß das Steuergerät 1 Jahr vorher für alle Tests fertig sein, klappt
aber immer weniger.
Weil die OEM immer später das Lastenheft fertig haben und die Aufträge immer später vergeben werden (man kann besser den Preis drücken, weil der Lieferant ja schon zwangsläufig in Vorarbeit gegangen ist und den Auftrag haben will).
Der Serienstart steht aber fest.

Dann kommen die Einbauorte, die im normalen Betrieb schon >80° warm werden (im Fahrzeug!), im Dachhimmel, übern Abgasstrang....
In Zusammenhang mit den immer kleiner werdenen Bauformen der Mikrokontroller wird die Wärmeabfuhr immer "spannender".

Da blutet einem schon das Herz, was man da bauen muß.

Dann kommt hinzu, man muß mit Bauteilen planen und einsetzen, die zu Beginn noch gar nicht fertig im Silizium gegossen sind.
Weil wieder eine kleinere Strukturbreite eingesetzt wird, wird das Silizium kleiner und der Preis billiger.
So wird man dann Beta-Tester. Von den unausgegorenen fehlerhaften Datenblätter mal abgesehen...
Und weil die Halbleiterhersteller auch einen hohen Preisdruck haben, setzen die gerne auch mal Berufsanfänger ein, die dann absolute Anfängerfehler machen. Wie zBsp das unsynchronisierte Verwenden von asynchronen Signalen.
Dann wacht halt ein Steuergerät in 1 von 100 Fällen nicht auf oder saugt die Batterie leer. Egal, ist klein, ist neu, ist billig,ist ja schon in xxx. tausend Fahrzeugen verbaut.

Aktuell sind so die "Highlights" im negativen Sinne die Steuergeräte für irgendwelche Connectivität, sprich LTE-Modem mit Linux-core, Wifi, Ethernetswitch (sic!) am Start.
Das wird man noch Spaß haben, sowas ist nicht haltbar >10 Jahre.

Ich sach immer, wenn man 5% mehr an Bauteilkosten ausgeben würde, könnte man sehr viel haltbarere Elektronik bauen.
Aber die 5% gehen vom Boni des Einkäufers der Herstellers und des Vorstandsvorsitzenden ab.
Selbst wenn die gezahlt werden würden, wer kontrolliert, daß die wirklich in die Qualität fließen und nicht in die total große Marge des bösen Zulieferes ?
(An dieser Stelle darf gelacht werden.)

Und Tschö
Sönke


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