Re: GameStop - was eine abgefahrene, krasse Story.


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Geschrieben von Gullideggl am 31. Januar 2021 10:46:49:

Als Antwort auf: GameStop - was eine abgefahrene, krasse Story. geschrieben von EaW am 31. Januar 2021 01:12:51:

Man darf jetzt gespannt sein, ob es sich zum Guten wendet oder wieder gegen die Kleinen, es ist noch nicht absehbar. Aber spurlos wird das nicht an der Börse vorbeigehen und die Machenschaften werden mit Sicherheit stark hinterfragt werden, der Kapitalismus könnte sich ändern.

Die Meute, die da aufspringt, ist insgesamt ein Haufen, hinter dem man prinzipiell nur schwer stehen kann. Der schlaue Kern aber hat einfach eine Möglichkeit gefunden, wie völlig absurde aber legale Praktiken der Hedgefonds ad absurdum geführt werden können, sichtbar werden, weil der Spieß umgedreht wird. Das Tolle (und gleichzeitig auch Bedenkliche) an der Sache ist, dass die, die mitmachen, hohe Gewinne einfahren können. Die Zeche zahlen die Shortseller (Leerverkäufer) der Hedgefonds. Cool daran ist die David-gegen-Goliath Konstellation und dass dadurch die ekelhafte Praxis der ungedeckten Leerverkäufe ins Rampenlicht rückt und die Jungs von WallstreetBets tatsächlich gewinnen können.
Weniger cool ist natürlich, dass die Meute zu einem großen Teil auch aus Mitläufern besteht, die Profit machen wollen (ich beobachte das recht genau die Tage) und niemand wollen kann, dass das eine gängige Praxis wird. Aber: diese Praxis ist nur möglich durch die ungedeckten Leerverkäufe - und DAS ist es, was die Sache so interessant macht.

Hässlich ist, dass die Großen längst ein schmutziges Spiel spielen. Am Donnerstag wurde den Kleinanlegern bei mehreren Brokern nur noch der VERKAUF der (AMC, Gamestop, u.a.) Aktien erlaubt, nicht aber mehr der Kauf. Damit haben die Dienstleister (Broker wie Robinhood oder auch Trade Republic, die von Kleinanlegern gerne verwendet werden), den Hedgefonds in die Hände gespielt, weil die dadurch noch einmal eine Chance bekamen, mit einem fetten blauen Auge davon zu kommen (verliehene Aktien noch zu erträglichen Preisen rückkaufbar). Es besteht die Möglichkeit, dass die Wallstreet weiterhin mit gezinkten Karten spielt und einfach technisch unterbindet, was da läuft. Wird sich zeigen.

Wie das endet, da bin ich sehr gespannt. Jetzt gibt es ein paar Möglichkeiten, die im Raum stehen:

1 - Die Großen spielen schmutzig und schränken die Möglichkeiten der Kleinen wie schon seit Donnerstag ein, so dass der Preis sinkt und die Hedgefonds günstig aus der Sache rauskommen. Die Kleinanleger bekommen bei fallenden Kursen kalte Füße, glauben nicht mehr an einen Sieg und verkaufen ihre Anteile, der "Shortsqueeze" wird scheitern.
Glaube ich nicht. Die Amis haben derzeit eine unglaubliche Wut und mit weiteren Einschränkungen platzt Vielen der Kragen.

2 - Die Sache klappt, die Hedgefonds müssen bluten, der Aktienmarkt wird insgesamt erschüttert werden und einen fetten Rücksetzer / Crash hinlegen und man wird die Schuld im Wesentlichen auf einen plündernden Mob schieben, der durch Zerstörung der Hedgefonds die Rentenkassen leert, allen Anlegern schadet oder ähnlicher Quark. Kleinanleger werden künftig stark in ihren Möglichkeiten reguliert.

3 - Die Sache klappt, es wird einiges umgeworfen und rumgewirbelt, der Crash führt dazu, dass Leerverkäufe ab sofort vollkommen uninteressant, ja sogar gefährlich sind. Das Ganze findet prominente Unterstützung (Elon Musk auf Twitter - unbedingt anschauen!), wird fett durch die Medien gehen und die Leerverkäufe werden im Grunde ab sofort Geschichte sein, weil zu riskant. Der Kapitalismus kriegt ein wenig die Zügel angelegt und der Kleine Mann kann künftig sinnvoller an der Börse agieren, alles wird zu einer etwas gerechteren Verteilung führen.

Ich vermute und hoffe letzteres. Die Welt ist im Umbruch. Alles würde zu Klaus Schwabs Buch und den darin genannten Thesen passen (COVID-19: The Great Reset / COVID-19: Der Grosse Umbruch). Insgesamt sind derzeit die Regierungen weltweit auf erneuerbare Energien, Digitalisierung, Nachhaltigkeit usw. eingestellt und das wird sich wohl noch verstärken. Klaus Schwab propagiert den Übergang vom Shareholder- zum Stakeholderkapitalismus, was bedeutet, dass nicht nur noch die Interessen der Kapital- und Anteilseigner in den Blick rücken, sondern möglichst alle Interessen aller Betroffenen (also auch Mitarbeiter, Kunden, andere Firmen, vor Ort Betroffene und somit die Umwelt, Nachhaltigkeit usw.), es werden dann an der Börse praktisch mehr Kosten eingepreist als nur der nackte Profit, sondern auch Negatives.
Die Gesamtentwicklung ist an der Börse schon länger an den ESG-Richtlinien sichtbar ("Unter ESG versteht man die Berücksichtigung von Kriterien aus den Bereich Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance)". Viele ETFs nehmen nur noch ESG-konforme Unternehmen in ihr Portfolio auf.

Schauen wir was kommt. Es wird in Zukunft darauf ankommen, dass diese prinzipiell positive Entwicklung genau beobachtet wird und die Menschen sich nicht verarschen lassen. Wo ESG draufsteht, muss auch ESG drin sein. Gleiches gilt für Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Gerechtigkeit, usw. und generell für den Stakeholderkapitalismus. Vieles davon wird man künftig als Machtinstrument und Lenkungsmöglichkeit verwenden können, wenn sich das "Fairplay" nach ESG zum Beispiel nur die Großen leisten können. Wenn das erkannt wird und die Leute gegensteuern, kann da eine tolle Entwicklung draus werden. Wir können in 30-50 Jahren aber auch in völliger technischer Abhängigkeit aufwachen und vollständig von den Großen abhängig sein.
Bin gespannt, was kommt.

Wer mitmacht: Aktien von AMC oder Gamestop kaufen und auch bei vorübergehenden krassen Kursverlusten möglichst lange halten, so dass es zum "Shortsqueeze" kommt und der Kurs explodiert. Totalverlust möglich. Großer Gewinn auch. Die Letzten beißen die Hunde.

Grüßle Jo

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