Wenn's das Herz erfreut Hans!


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]


Geschrieben von Oliver am 11. April 2005 00:24:02:

Als Antwort auf: Re: winziges, heimliches Schmunzeln gestattet, Oliver? geschrieben von Hans Fürthbauer am 10. April 2005 16:32:07:

>irgend jemand hat sich hier kürzlich darüber beschwert, daß ich Fragen gestellt habe, um >jemanden aufs Glatteis zuführen, oder gar um ihn bloßzustellen. Das war falsch geraten . >Meine Fragen sollen dazu dienen, jemanden zum Nachdenken über seine Aussagen und bei >Bedarf zu einer sinnvollen Diskussion anzuregen.


Hallo Hans,

och ich glaube so falsch lag der Ulf gar nicht damit. Tatsächlich trumpfst du hier oft genug in einer Weise auf, die dem einen oder anderen unangenehm auffällt. Es liegt unter anderem daran, wie du als Fachmann immer wieder Hobbyschrauber abqualifizierst, dich über sie lustig machst. Natürlich kannst du vielen von uns sagen, dass sie „keine Ahnung“ haben. Mir übrigens auch, denn auch ich habe nicht Maschinenbau, Fahrzeugtechnik o.ä. studiert. Andererseits hast du vor längerer Zeit im Fattys mal gefragt was Thixotropie sei (eines dieser endlosen o.T.s im grauen). Da habe ich mich zuerst auch gefragt „Was, das weiß der nicht?“. Ich bin aber rechtzeitig über meinen Schatten gesprungen. ;-) Wenn Ulf also sagt, dass es das doch wohl nicht sein kann, dann meint er wohl, dass du das nicht nötig haben solltest. Und so sehe ich das auch.
Was meinst du?


> Deswegen erlaube ich mir, auch Dir einige Fragen zu stellen:


Kannst du auch, ich hab’s schließlich provoziert. Außerdem bin ich zwar ein ausgewiesenes Großmaul, aber es macht mir auf der anderen Seite auch nichts aus korrigiert zu werden (s.o.). Schon gar nicht, wenn du dich dafür an der Diskussion beteiligst.


>Meine Fragen:

>1.) Zur Partikelemission: Ist Dir die Partikeldefinition bekannt?


Es gibt keine einheitliche Partikeldefinition.
Im mikrophysikalischen Sinne z.B. versteht man darunter alle möglichen Elementarteilchen, sowie Photonen, Quarks, aber auch Atomkerne, Moleküle, Ionen usw. – meintest du die? joker

Nein? Na gut, sprechen wir von Staub, von fein verteilten Feststoffen in Gasen? Staub hat Partikelgrößen, die man nicht mehr sehen kann, also so ungefähr unter 0,2 mm. Staub aus Verbrennungsprozessen heißt auch Rauch. Unterhalb von 10µm Korngröße fängt definitionsgemäß der Feinstaub an, dieser ist dann bekanntlich zunehmend lungengängig. Dieselruß liegt in seiner Partikelgröße bis runter auf 0,1µm (glaube ich) und gerät daher gut in die Lunge.
Unter anderem problematisch ist die Tatsache, dass Feinstäube dazu tendieren nicht mehr zu sedimentieren. Die Faustregel besagt, dass ein 10µm Partikel in ruhender Luft 3mm/s sinkt, kleinere Partikel sehr sehr viel langsamer.
Ruß selber ist übrigens nicht so gefährlich, vielmehr sind es die an ihm haftenden giftigen Verbrennungsprodukte (aufgrund seiner großen Oberfläche sind das ziemlich viele --> Aktivkohle). Faserförmiger Staub (Asbest, Holzstaub) ist da z.B. wieder ganz anders in seiner Wirkung, aber das erkläre ich dir ein anderes Mal. ;-)


>2.) Wie werden die Partikel beim Abgastest auf einem Rollenprüfstand erfasst?


Keine Ahnung, entweder wie bei der AU (siehe unten) oder in einem Filter der später ausgewogen wird. Eine andere Möglichkeit sehe ich gerade nicht. Ich tendiere zu zweitem Vorschlag, weil ja Angaben in g Ruß/km gemacht werden.


>3.) Was genau wird bei der AU gemessen?


Die Abgastrübung. Wohl eine Art photometrisches Verfahren mit einer dimensionslosen Abgastrübungszahl zwischen 0 und z.B. 2,5. Es handelt sich um logarithmische Einheiten. 1,0 statt 2,0 bedeutet 90% weniger Ruß. Lichtabsorption und Konzentration stehen nicht im linearen Verhältnis. Da das normal nur mit Lösungen hinhaut und die Russpartikel das Licht auch streuen ist es vermutlich nicht streng logarithmisch. Allerdings streut Ruß nicht stark, absorbiert eher, ist ja schließlich schwarz.
Hier kannst du mich korrigieren, ich hab’s mir nur zusammengereimt.


>4.) Warum wird bei der AU die Messung unter 3.) beim "Hochdrehen" des Motors gemacht und nicht auf einem Rollenprüfstand?


Das hat viele Gründe. Die AU ist ein Kompromiss zwischen Machbarkeit und Bezahlbarkeit. Hochdrehen lässt sich ziemlich leicht „standardisieren“. Die Meßmethode ist wahrscheinlich nicht geeignet kleine Rußmengen genau zu erfassen. Hochdrehen ist zwar nicht wirklich aussagekräftig, hilft aber immerhin die größten Dreckschleudern zu erkennen. Und es gibt sicher noch mehr gute Gründe, ergänze mich doch bitte.
Aber ich denke mal, dass eine gute AU immer noch besser ist, als eine schlechte. Wenn ich mir überlege, dass hier Leute schon Abgastrübungen von 0,00 hatten – so was gibt es mit Diesel einfach nicht. ;-)


>5.) Welche Korrelation besteht zwischen der Meßgröße, die bei der AU erfasst wird und der Partikelemission im Abgastest auf dem Prüfstand?


Lass mich raten: es korreliert nur wenig. Zum einen weil vor allem unter Volllast Ruß entsteht und auf den Prüfständen moderate Drehzahlen gehalten werden (Drittelmix und so). Dann ist bei der AU eine ganze Menge „Einstellungssache“. Jede Gurke kommt zur AU aber noch lange nicht auf den Prüfstand. Meßmethoden führen zu unterschiedlichen Ergebnissen (s.o.). Und und und. Aber ich tippe mal, dass die ganz sauberen und die ganz dreckigen bei beiden Prüfmethoden ein korrelierendes Bild abgeben.
Was meinst du?


>6.) Sind Dir eventuell Einflußgrößen bekannt, die mit Pöl als "Kraftstoff" ein besseres AU-Ergebnis als mit Diesel bewirken (können)?


Na klar doch: bei der Reihen-ESP ist es zum Beispiel so, dass der Spritzversteller über die Drehzahl nach früh verstellt wird. Da Pöl zähflüssiger ist, werden die Pumpenelemente nicht ganz befüllt, der Sauerstoffanteil ist höher und die Verbrennung liefert weniger Ruß. Sicher nur behelfsmäßig ausgedrückt, na ja.

Allerdings wurden derartige AUs ja auch schon mit WT-erhitzten Pieselgemischen gemacht, die die gleiche Viskosität wie kalter Diesel hatten (viele fahren ja Piesel und machen damit die AU). Da sind die AU-Werte ebenfalls besser.
Wie erklärst du dir das?

Der Umbau tut sein übriges dazu, neue Düsen sind besser als alte, klar. Das hatten wir aber schon.

Ich denke immer noch, das es zum Teil am Pöl selbst liegt, bin über die Diskussion mit Jo S damals ins FMSO eingestiegen, damals war ich noch klein und gelb (nicht ich sondern mein Name), lies mal im Archiv 369. Gott ist das schon lange her.

Gib doch mal einen Tipp ab: unsere umgebauten Pölautos haben deutlich bessere AU-Werte als die gleichaltrigen Dieselgurken. Glaubst du ernsthaft, dass die Dieselgurken auf dem Prüfstand weniger Ruß emittieren? Wir können ja wetten wenn’s zum Vergleich kommen sollte.
Ich bleibe erstmal dabei, dass wir weniger Ruß, weniger SO2(nämlich gar keines), weniger CO2 (nämlich auch gar keines) und vielleicht auch weniger HC ausstoßen. Nur bei den NOx sind wir mit den Dieselfahrern gleichauf.
Das gesagte bezieht sich auf die alten Kammerdiesel, die einen FMSO-Standartumbau bekommen haben.


>Du kannst es jetzt so machen, wie ich. Wenn Du denkst, meine Fragen sind für den Hugo, >oder eventuell zu schwer, dann antworte nicht .


Aber nicht doch, ich antworte auch, wenn es für mich unangenehm werden könnte. Meine Ehre hängt an dieser Thematik wie gesagt nicht. In anderen Gebieten wäre das anders, da ist es vermutlich so wie für dich das Fachgebiet „Diesel“.

Schönen Gruß fürs erste, ich freue mich auf deine Antwort

Oliver



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