Re: Keine direkte, detaillierte Antwort, aber doch Information


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Geschrieben von Hans Fürthbauer am 12. April 2005 01:05:35:

Als Antwort auf: Wenn's das Herz erfreut Hans! geschrieben von Oliver am 11. April 2005 00:24:02:

Hallo Oliver,

danke für Deine Antwort. In einer ordentlichen Diskussion (ohne Sticheleien) wird nichts unangenehm, wie Du in deinem vorletzten Absatz meinst. Bitte um Verständnis: Ich kann aus Zeitgründen nicht mehr im Detail auf die einzelnen Themen eingehen, sondern fasse zusammen:

Partikeldefinition: Für den Abgastest eines Fahrzeugs auf einem Rollenprüfstand mit der CVS-Meßtechnik, wie Ihr sie vorhabt, gibt es eine eindeutige, wenn auch recht einfache Partikeldefinition: "Partikel ist jedes Material, das bei einer Temperatur von < 52° C im Abgas enthalten ist und auf dem Filter zurückbleibt". Also nicht nur Feststoffe, wie Ruß, Asche, Ölkohle, Zunder, Rost, sondern auch flüssige Stoffe, wie Kraftstoff- und Schmieröltröpfchen, die entweder tatsächlich als "Mikro-Tröpfchen" vorliegen, oder an die Feststoff-Partikel angelagert sind. Dazu kommen noch diverse Kondensate, die bei der Verbrennung entstehen. Der sichtbare Ruß ist also nur eine Untermenge der Dieselpartikel. Die Partikel werden in einem zuvor konditionierten und gewogenen Filterpapier gesammelt. Nach dem Test wird das Filterpapier wieder gewogen. Daraus ergibt sich die Filterbeladung und die Partikelemission des Prüflings.

Diese Prozedur unterscheidet sich wie Tag und Nacht von der Trübungsmessung bei der AU. Da wird nach der Absorptionsmethode in einer Meßkammer die Schwächung eines Lichtstrahls durch das Abgas gemessen. Wie bekannt, wird dabei der Motor in der "freien Beschleunigung" hochgedreht. Dabei arbeitet er gegen seine eigene Massenträgheit. Das ist sozusagen seine "Belastung", die halt dann mehr oder weniger Abgastrübung bewirken soll. Wobei die Rauchfarbe nicht erkannt werden kann, aber doch das Ergebnis beeinflußt.

Es gibt kein Korrelation zwischen den Partikel-Meßergebnissen der CVS-Meßtechnik und der Abgastrübung aus der freien Beschleunigung. Du kannst daher keinen Rückschluß von einem AU-Ergebnis auf ein CVS-Ergebnis ziehen. Du hast das getan, deswegen habe ich leise geschmunzelt und meine Fragen formuliert smile.

Eine dritte Möglichkeit gibt es auch noch, die meistens auf stationären Motorenprüfständen angewandt wird: Die "Rauchwertmessung". Dabei wird bei einem definierten Drehzahl- und Lastpunkt eine definierte Menge Abgas (z.B. 1 000 cm³) durch ein reinweißes Filterpapier gesaugt. Die Schwärzung wird dann optoelektrisch gemessen und als "Schwärzungszahl" ausgewiesen. Hier wird relativ gut der Dieselruß erfasst, was man von den beiden anderen Methoden nicht sagen kann. Ich habe selber mal in einer größeren Versuchsreihe Vergleichsmessungen zwischen Absorptionsmethode (Abgastrübung) und Rauchwertmessung gemacht. Auch da gibt es keine brauchbare Korrelation. Wohl aber erlaubt die Rauchwertmessung eine Abschätzung, ob das Diesel-Fzg. sichtbaren Diesel-Ruß emittiert oder nicht.

Die Rauchwertmessung setzt aber gewisse Randbedingungen voraus, die der Motorenprüfstand zu bringen hat: z.B. eine Krafstoffkonditionierung. Damit kann eine definierte Kraftstofftemperatur und ein definierter Vorlaufdruck eingestellt werden, die beide einen Einfluß haben. Also irgendeinen Pemperl-Prüfstand zu nehmen, wie es oben irgendwo angeklungen ist, macht da keinen Sinn. Das wäre unsicher, nicht reproduzierbar und rechtfertigt den Aufwand nicht. Denn es ist ja auch der Motor aus dem Fahrzeug auszubauen. Dann paßt er noch lange nicht auf den Motorenprüfstand. Die Rüstarbeiten am Prüfstand dauern bei einem "fremden" Motor in der Regel mehrere Tage. Die Rüstzeit ist vom Auftraggeber zu bezahlen.

Dann könntet Ihr noch auf einen dynamischen Motorenprüfstand gehen. Sowas gibt es in den Entwicklungs- und Qualitätsbereichen der Fzg.-Hersteller und diversen Forschungsinstituten. Wenn so ein Prüfstand sehr gut ausgestattet ist, dann hat er ebenfalls eine CVS-Meßtechnik und kann jeden Fahrzyklus samt Fahrzeug und Fahrer simulieren. Aber da geht Euch ziemlich sicher die finanzielle Puste aus.

Fazit:

1.) AU ist nicht aussagefähig, weil von diversen Randbedingungen beeinflußbar und weil keine Angabe über Partikelemission möglich.

2.) Stationärer Motorenprüfstand liefert auch keine Partikelemissionen, aber Hinweis auf eventuell sichtbaren Rauch.

3.) Dynamischer Motorenprüfstand mit CVS-Meßtechnik ginge, aber sehr teuer und meistens voll ausgelastet.

4.) Also ab auf eine qualifizierte Abgasrolle (Rollenprüfstand) mit CVS-Meßtechnik. Außer der Fahrzeug-Konditionierung (falls NEFZ-gerecht, mindestens 6 Stunden) und einigen kleinen Rüstumfängen gibt es da keine Nebenschauplätze, wie auf einem Motorenprüfstand.

5.) Die Ergebnisse von so einer Abgasrolle wären auch mit der Ricardo-Untersuchung vergleichbar.

6.) das Thema muß jemand ordentlich betreuen, eine penible Versuchsplanung erstellen und dem Betreiber der Abgasrolle genaue Vorgaben machen. Dann muß er beim Test vor Ort sein und die Durchführung überwachen. Sonst wird das nix und es wäre schade ums Geld.

Dabei belasse ich es mal. Falls es noch Fragen gibt, dann bitte einen neuen Thread anfangen, denn alles was im Archiv ist, sehe ich nicht mehr.

Noch ein paar persönliche Worte an Dich, Oliver: Im allgemeinen melde ich mich selten zu Beiträgen von "Hobbyschraubern". Normalerweise sind es die "Profischrauber & Dieselexperten", die im Blickfeld stehen. Die dürfen keinen Käse verzapfen, denn sonst baut jemand darauf und "fährt ein", wie schon gehabt.

Wenn aber von Hobbyschraubern die ach so "umweltfreundliche" Pölerei wieder mal so richtig ahnungslos nachplappernd auf den Schild gehoben wird, dann kann es sein, daß halt auch mal ein "Hobbyschrauber" dran kommt. Ob ich das nötig habe oder nicht? "Nötig" habe ich es nicht, aber ich mache es. Das kannst Du, oder sonst jemand aus der Szene nicht ändern. Eckes könnte es, wenn er mich aussperrt smile.

Begrab Dein Kriegsbeil, dann können wir uns gerne auf fachlicher Basis zu diversen Themen unterhalten. Das geht prima, wie die sehr umfangreiche Diskussion mit 2L-Heiko gezeigt hat, die Du vielleicht auch beobachtet hast.

@ 2L-Heiko: Danke für Deine positive Stellungnahme weiter oben in diesem Thread. Ich denke, wir haben beide von unserer Diskussion profitiert. Allerdings weiß ich nicht, ob wir tatsächlich zu Ende gekommen sind. Es hat sich wieder was in der Dieseltechnik getan zwinker. ...

MfG Hans F.

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